ARCHIV

Hier finden Sie die vergangenen Veranstaltungen chronologisch aufgelistet

Mittwoch, 11. Oktober 2023, 19:30 Uhr

 

 

 

Julian Schmidli

 

«Zeit der Mauersegler»

 

 

 

Lesung und Gespräch

 

Moderation: Felix Ghezzi

 

 

 

Foto: © Anne Morgenstern

 

 

 

 

Zum Roman «Zeit der Mauersegler»

 

Nino und Tschüge sind seit der Kindheit beste Freunde. Als Laila mit ihren Eltern aus Kosovo in das Dorf im Berner Oberland kommt und den zwei Jugendlichen den Kopf verdreht, erhält ihre Beziehung erste Risse. Schliesslich verlieren sich die beiden Freunde aus den Augen. Denn während Tschüge die Metzgerei seines Vaters übernimmt und mit Laila zusammenlebt, lebt Nino in einer Stadt, arbeitet als Filmemacher und macht Nebenjobs, um über die Runden zu kommen.

 

 

 

Fünfzehn Jahre später erbt Nino nach dem Tod seines geliebten Grossvaters den leuchtend roten Cinquecento Giardiniera aus dem Jahr 1969 und Tschüge fragt Nino, ob er Trauzeuge an der Hochzeit im Kosovo sein möchte. So kommt es unerwartet zu der Möglichkeit, sich einen der grossen gemeinsamen Träume aus der Kindheit zu erfüllen: zu zweit für neun Tage mit dem Auto frei unterwegs zu sein und auf dem Weg zum Hochzeitsort Abenteuer zu erleben. Denn auch das filmreife Leben, wie es sich die beiden damals ausgemahlen hatten, ist noch nicht eingetroffen. Auf der Fahrt via Alpen und Italien nach Kosovo taucht um jede Kurve tatsächlich eine Überraschung auf, es stellt jedoch in dem viel zu kleinen Fiat auch die Freundschaft von Nino und Tschüge hart auf die Probe.

 

 

 

Julian Schmidlis Debütroman «Zeit der Mauersegler» ist ein rasant und leichtfüssig erzählter «Roadmovie», der gleichzeitig grundsätzliche Fragen zum Wert und den Auswirkungen von Freundschaft, Liebe, Familie, Männlichkeitsbildern und Migration stellt.

 

 

 

Auszug aus dem Roman

 

Ein leiser Schauer überkam mich. So offen hatte schon lange nicht mehr jemand mit mir gesprochen. Tschüge hatte Gefühle, echte Gefühle, große Gefühle, und alles, was ich spürte, war Neid. Neid, dass er so richtig in Leila verknallt war. Ich hasste mich dafür, dass ich ihm das nicht gönnen konnte. Und ich hasste ihn dafür, dass ich mich hasste.

 

»Entweder oder«, sagte ich schnell.

 

Tschüges Pupillen weiteten sich. Wortlos schüttelte er den Kopf, als würde er schon wissen, was jetzt kommen würde.

 

»Nein«, sagte er langsam. »Nicht noch einmal.«

 

»Entweder Leila oder ich«, fuhr ich fort.

 

»Oder was?«, sagte Tschüge.

 

»Oder du rennst über die Brücke.«

 

Tschüge sah mich mit seinen großen traurigen Hundeaugen an. Ich konnte nicht feststellen, was in ihm vorging.

 

»Warum tust du das?«, fragte er.

 

»Du hast es geschworen«, entfuhr es meinem Mund. »Dass wir immer ein Team sind. Immer zusammenhalten. Double

 

Trouble. Weißt du nicht mehr?«

 

Tschüge nickte. »Ich weiß es noch.«

 

»Dann antworte!«, rief ich und packte ihn an den Schultern.

 

»Sie oder ich? Sie oder ich? SIE. ODER. ICH.«

 

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, wie Tschüge reagieren würde. Ich hatte nur an die Antwort gedacht, an die Klarheit und gnadenlose Endgültigkeit, die sie mit sich brachte. Und dass ihn seine Höhenangst in die richtige Richtung lenken würde. Zu mir.

 

Tschüge stand wortlos auf.

 

»Wohin gehst du?«, rief ich und verstummte dann.

 

Tschüge war zur Hängebrücke gerannt, hatte sich zwischen der Absperrung durchgequetscht und bewegte sich nun Fuß für Fuß vorwärts. Fast augenblicklich hörte ich das Knarzen der Seile, irgendwo klackerte loses Metall.

 

 

 

 

 

Julian Schmidli, geboren 1985 in Pasadena, Kalifornien, und aufgewachsen in Luzern, arbeitet als Datenjournalist und investigativer Reporter für «SRF Data», dem Daten-Team von Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Nebenbei ist er als Dozent zu den Themen Datenjournalismus und Onlinerecherche tätig. Julian Schmidli lebt in Zürich. «Zeit der Mauersegler» ist sein Debütroman.

 

 

 

Julian Schmidli: «Zeit der Mauersegler» Roman, Kein&Aber, Zürich 2023.

 


Mittwoch, 13. September 2023, 19:30 Uhr

 

Gianna Olinda Cadonau „Feuerllilie“

Moderation: Julia Knapp

 

In einem abgelegenen Bergdorf lernt die Journalistin Vera einen jungen Fremden kennen. Sie schreibt an einem Artikel über rätoromanische Literatur, er hat ein altes Haus geerbt und versucht seine traumatischen Kriegserinnerungen hierhin zu verbannen. Die beiden treffen sich zu Spaziergängen, essen zusammen in der Dorfbeiz und erzählen sich nach und nach mit wenigen Worten von ihrer Vergangenheit. Kálmán erinnert Vera an ihre ältere Schwester Sophia, die ihrerseits in einer eigenen Welt lebt. Als Sophia zu Besuch kommt, begegnet auch sie dem geheimnisvollen Kálmán, und es entsteht eine überraschende Verbindung, die beide verändert.

 

Mit starken Bildern erzählt Gianna Olinda Cadonau von der Begegnung versehrter Menschen. Ein Roman, der ohne Erklärungen auskommt und gleichzeitig Unsagbares sichtbar macht. Ein universelles, beeindruckendes Debüt.

Der Roman wurde 2022 mit dem Studer/Ganz-Preis für das beste unveröffentlichte Debütmanuskript ausgezeichnet.

 

„Sprachlich überzeugend unterläuft der Roman Erwartungshaltungen und schafft eine über das Heute hinausführende Aktualität.“ Jury des Studer/ Ganz-Preises

 

Gianna Olinda Cadonau, geboren 1983 in Indien, wuchs im Engadin auf, studierte Internationale Beziehungen in Genf und Kulturmanagement in Winterthur. Bei der Lia Rumantscha ist sie für die Kulturförderung verantwortlich, darüber hinaus engagiert sie sich in verschiedenen Institutionen für die Kultur im Kanton Graubünden. Sie schreibt Lyrik und Prosa auf Romanisch und Deutsch. Bisher erschienen zwei Gedichtbände in der editionmevinapuorger. Feuerlilie ist ihr erster Roman. Gianna Olinda Cadonau lebt mit ihrer Familie in Chur.

 

Foto: Gianna Olinda Cadonau. Foto: Yvonne Böhler


14. Juni 2023 um 19:30 Uhr

 

Tabea Steiner «Immer zwei und zwei»

Moderation: Julia Knapp

 

Im Grunde genommen weiß Natali, dass sie nicht so weiterleben will. Nicht in der Freikirche, in die sie ihrem Mann Manuel gefolgt ist, nicht in der Kleinfamilie, die sie kaum mehr atmen lässt.

 

Doch Zeit um Nachzudenken, bleibt Natali wenig. Mit den beiden Kindern, der Teilzeitstelle an der Schule und der künstlerischen Arbeit als Bildhauerin ist ihr Leben mehr als ausgefüllt. Hinzu kommen Verpflichtungen in der Kirche, ein Ort, in dem die ungeschriebenen Gesetze insbesondere die Lebensräume der Frauen bestimmen.

 

Als Natali an einer Weiterbildung die freischaffende Theologin Kristin kennenlernt, gerät einiges ins Wanken. Die Begegnung löst eine Verschiebung aus und das System, das Natali bisher gestützt hat, droht in sich zusammenzustürzen.

 

In Ihrem zweiten Roman dringt Tabea Steiner tief in die engen Strukturen einer religiösen Gemeinschaft ein und zeichnet die Zerrissenheit einer Frau nach, die in keiner der beiden Welten wirklich zu Hause sein kann.

 

Der 14. Juni steht ganz im Zeichen des Frauenstreiks. Das Ringen um Selbstbestimmung der Protagonistin Natali wird im Gespräch zwischen Autorin und Moderatorin Ausgangspunkt sein für einen Exkurs zur politischen und gesellschaftlichen Situation von Frauen in der Schweiz heute.

 

Tabea Steiner, Jahrgang 1981, ist auf einem Bauernhof in der Nähe des Bodensees aufgewachsen und hat Germanistik und Geschichte studiert. Sie hat das Thuner Literaturfestival Literaare initiiert, ist Mitorganisatorin des Berner Lesefestes Aprillen und war bis 2022 Mitglied der Jury der Schweizer Literaturpreise. 2011 hat sie an der Autor:innenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin teilgenommen, 2019 war sie LCB-Stipendiatin. 2019 erschien ihr erster Roman "Balg", der für den Schweizer Buchpreis nominiert war.

 

Tabea Steiner lebt und arbeitet in Zürich.

 

Foto: Tabea Steiner von Ayse Yavas

 


10. Mai 2023 um 19:30 Uhr

 

Minu Ghedina

"Korrektur des Horizonts"

 

Lesung und Gespräch mit Elisabeth Boner

 

 

Geboren 1959 in Klagenfurt, aufgewachsen in Innsbruck. Studierte Germanistik und Schauspiel. Nach mehreren Jahren Arbeit an verschiedenen Theatern und beim Film Studium der Bildhauerei bei Alfred Hrdlicka an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Ausstellungen im In- und Ausland. Ihr Stück „Essiggurken“ erhielt eine Förderung der Stadt Berlin und wurde dort aufgeführt. Ihre Gedichte erschienen in Literaturzeitschriften. Hilde-Zach-Förderstipendium der Stadt Innsbruck 2020 für den Beginn ihres Debütromans „Die Korrektur des Horizonts“

 

Zum Roman:

 

Ada spürt früh, dass ihr Platz im Leben auf äußerst wackligem Untergrund steht. Was bei anderen funktioniert, gilt für sie nicht; was in Kinderbüchern über „Vater, Mutter, Kind“ steht, ist ihr fremd. Das sensible Mädchen baut sich eine eigene Bilderwelt und rettet sich in die Schönheit, die ihr als einzige Möglichkeit erscheint, den Irritationen von außen etwas entgegenzuhalten. Wie in einem Tarnkleid tastet sie sich durch die Kindheit und muss immer wieder ihre Welt korrigieren. Ihre Großmutter, bei der sie aufwächst, bietet ihr eine Heimat und eröffnet ihr als Schneiderin auch die wunderbare Welt der Stoffe, der Farben, der Weichheit, der glatten Kühle, des Schimmers, der Spitzen und Bordüren. Ein Theaterbesuch wird zum Schlüsselerlebnis, denn Ada spürt sofort: Dies ist mein Ort. Sie wird eine erfolgreiche Kostümbildnerin, erlebt aber auch Tiefschläge, lernt die falschen Männer kennen und kämpft sich aus ihrer schmerzhaften, verworrenen Geschichte. Ihre Stärken werden stärker, aber die Schwächen bleiben. Als sie am 11. September nach Hause kommt, stürzt auch ihre Welt zusammen, „hier und dort und innen und außen“. Erneut verschiebt sich der Horizont und bedarf einer Korrektur.

Pressestimmen:

 

Es sind Themen der bildenden Kunst wie Farbe, Stofflichkeit, Schönheit, die Ghedinas Sprache zum Leuchten bringen, fast haptisch erlebbar machen. Bildmächtig und poetisch erzählt sie davon, wie sehr die Kindheit ein Leben prägt und wie bereichernd die Zauberwelt des Theaters sein kann.

Karin Waldner-Petutschnig, Kleine Zeitung

 

Minu Ghedinas Roman ist eines der bildreichsten und emotionalsten Bücher, die ich jemals gelesen habe. Adas Geschichte, ihre Entwicklung vom Kind zur jungen Frau berührte mich zutiefst. Leser:innen können sich sehr gut in Adas Gefühlswelt hineinversetzen und fühlen lange mit. Ein sprachliches Meisterwerk (…).

Tamara Schatajew, AEP Informationen – Feministische Zeitschrift für Politik und Gesellschaft

 

2022
ISBN: 978-3-7013-1297-9
508 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Otto Müller Verlag

 

 


Warum die Mimi nie ohne Krimi ins Bett geht

12. April 2023 um 19:30 Uhr

 

Gespräch mit Judith Hödl, Medienchefin der Stadtpolizei Zürich und Krimileserin und Peter Hänni, Krimautor und Arzt.

Moderation: Urs Heinz Aerni

 

Es war ein Riesenhit in den 1960er Jahren von Bill Ramsey und in der Tat, bis heute feiert der Kriminalroman einen Bestseller nach dem

anderen, ist der TV-Krimi am Sonntagabend für viele ein fixer Termin. Auch im Schweizer Fernsehen sorgten Serien wie «Bestatter» und «Wilder» für Traumquoten.

 

Judith Hödl arbeitet seit vielen Jahren bei der Zürcher Stadtpolizei und ist heute die Medienverantwortliche. Es kommt immer wieder vor, dass sie auch Autorinnen und Autoren von Kriminalromanen Auskunft gibt, wie es im richtigen Alltag bei der Polizei zu und her geht. Sie liest selber gerne Krimis.

 

Peter Hänni, 1958 in Bern geboren, in Solothurn Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten und für Hals- und Gesichtschirurgie, lebt im Berner Jura in Grandval. Er schrieb mehrere Kriminalromane wie  «Rosas Blut», «Samenspende», «Freitod, der 13.», «Boarding Time» und zuletzt «Belchen Tunnel».

 

Zum aktuellen Roman "Belchentunnel"

Würden Sie eine Autostopperin mitnehmen, die vor dem Belchentunnel auf dem Pannenstreifen steht? Am 26. September 1983 steigt dort eine bleiche Frau ins Auto von zwei Studentinnen. Im Tunnel prophezeit die Frau, etwas Schreckliches werde passieren, dann verschwindet sie, ohne dass das Auto angehalten hätte.

 

Am 11. September 2019 ist Tom mit seinem alten VW-Bus auf der Autobahn A2 unterwegs. Obwohl er nicht an Geister glaubt, versichert er sich vor dem Belchentunnel, dass alle Türen verriegelt sind. Eine Stunde später wird Tom, bisher ein unbescholtener Mann, in Hägendorf zum Doppelmörder.

 

 

Brisante Themen in einen überzeugenden Krimiplot verpackt, lebensechte Dialoge, lakonischer Humor, viel Lokalkolorit, das zeichnet Peter Hännis Romane aus. Alle waren sie Bestseller, «Samenspende», «Freitod, der 13.», zuletzt «Boarding Time».


08. März 2023 um 19:30 Uhr

Hottingersaal Zürich

 

Karl Rühmann

 

Lesung und Gespräch

Moderation: Annette König

 

 

"Die Wahrheit, vielleicht"

Roman

 

Felipe ten Holt hat immer schon zwischen verschiedenen Welten gelebt: als Sohn einer Spanierin und eines Niederländers; als Zielscheibe der Eifersucht seines Stiefvaters, der ihm den Weg zur Mutter versperrt; als Verhörspezialist, der die Wahrheit im Dickicht aus Worten und Gesten, Täuschung und Enthüllung sucht.

 

Nach einigen beruflichen und privaten Rückschlägen hofft Felipe seinen inneren Frieden in der Arbeit als freier Dolmetscher zu finden. In diesem Beruf ist er zwar – so seine Hoffnung – für die Kommunikation zuständig, aber nicht für deren Folgen. Das soll sich aber als eine Illusion erweisen.

 

Felipe sucht Zusammenhänge, Verbindungen zwischen Menschen, Dingen, Gedanken, Problemen. Seine Suche ist bezeichnend für eine Zeit, in der man vernetzt vereinsamt und allen Ortungsapps zum Trotz immer wieder die Orientierung verliert.

 

Karl Rühmann wurde 1959 in Jugoslawien geboren und wuchs dort auf. Er studierte Germanistik, Hispanistik und Allgemeine Literaturwissenschaft in Zagreb und Münster und war Sprachlehrer und Verlagslektor. Heute lebt er in Zürich als Literaturübersetzer und Autor von Romanen, Hörspielen und zahlreichen, international erfolgreichen Kinderbüchern.

Sein Roman »Der Held« war nominiert für den Schweizer Buchpreis 2020. Für seinen ersten Roman »Glasmurmeln, ziegelrot« wurde Karl Rühmann 2015 mit dem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeichnet.

Publikationen, die nicht bei rüffer&rub erschienen:»Der alte Wolf« (2019), »Eine wundersame Reise« (2018), »Komm mit zum Fluss« (2017), »Leseglück« (2015), »Wer bist denn du?« (2010) u. a.

 


08. Feburar 2023 um

19:30 Uhr

 

Zora del Buono

 

Lesung und Gespräch

Moderation: Josef Estermann

 

 

 

Zora del Buono ist in Zürich aufgewachsen. Sie besitzt Wurzeln auch in Slowenien und Apulien. Seit ihrem 25. Altersjahr lebt sie in Berlin, in den letzten Jahren aus familiären Gründen vermehrt in Zürich.

 

Zora del Buono studierte Architektur an der ETH und der Hochschule der Künste in Berlin. Sie arbeitete fünf Jahre als Bauleiterin im Nachwende-Berlin, gründete mit Freundinnen und Freunden das Kulturmagazin «mare», wandelte sich zur Kulturredaktorin, reiste und schrieb. 

 

Seit 2008 lebt sie als freie Autorin. 2008 bis 2011 erscheinen im Marebuchverlag Canitz’ Verlangen, Big Sue und Hundert Tage Amerika. Begegnungen zwischen Neufundland und Key West. 2015 veröffentlichte sie in der Reihe Naturkunden bei Matthes & Seitz den Band Das Leben der Mächtigen – Reisen zu alten Bäumen. 2015 erschien bei C.H.Beck ihre Novelle Gotthard und 2016 der Roman Hinter Büschen, an eine Hauswand gelehnt. 2020 schliesslich erschien in verschiedenen Auflagen und Übersetzungen ihr großer Familienroman «Die Marschallin».

 


11. Januar 2023 um 19:30 Uhr

Hottingersaal Zürich

 

Hanna Sukare

Lesung und Gespräch mit Elisabeth Boner

 

 

Über „Rechermacher“ von Hanna Sukare:

 

„Die Wahrheit ist eine Zumutung“, heißt es am Ende dieses Romans, dessen Figuren mit ihren Wahrheiten hadern. Es gibt jene, die nichts wissen, und andere, die nicht sprechen wollen. Nelli wagt es irgendwann, an den Tabus ihrer Herkunftsfamilie zu rütteln, nachdem sich die Unkenntnis über ihre Ahnen „wie eine Schleppe aus Blei“ auf ihr Leben gelegt hat.

 

Verstörend und farbenreich zugleich sind die Geschichten, die Hanna Sukare rund um Nellis Großvater August Rechermacher webt. Weit ausholend umspannen sie viele Jahre europäischer Historie. August führt uns Anfang des 20. Jahrhunderts ins „Grasland“ des Salzburger Flachgaus, später in die Kasernen des Bundesheeres und der Wehrmacht. Ist er als Soldat zum Täter geworden?, fragen sich Nelli und ihre Tochter. Sie leben und suchen in Heidelberg, England, Wien und immer wieder Salzburg, das als „Scharnier“ die Erzählung zusammenhält.

 

Mit der Familiengeschichte des Dragoners Rechermacher legt Hanna Sukare den dritten Band ihrer Trilogie der Suche vor. Erneut gelingt der Wiener Autorin eine poetische, kraftvolle Geschichte zwischen Fiktion und Fakten. „Rechermacher“ ist ein Roman gegen den Krieg und für den Frieden, gegen das Vergessen und für die Zumutung des Erinnerns.

 

Foto von © Milan Böhm mit Dank an Otto Müller Verlag Salzburg


 

Mittwoch, 07. Dezember 2022, 19:30 Uhr

 

Gespräch mit Annette König

 

Literaturkritikerin bei SRF und neues Vorstandmitglied des Literarischen Clubs Zürich

 

Moderation: Urs Heinz Aerni

 

 

 

 

 

 

 

 

Fragen an die Vielleserin Annette König

 

Welche Bücher liest Du am liebsten?

Bücher, die mir neue Welten eröffnen. Die mich eintauchen lassen in andere Zeiten, andere Kulturen und andere Milieus.

 

Wenn Du liest, dann...

geht das immer ans Substantielle. Ich liebe Bücher, die  mich erschüttern, die in mir Gefühle und Erkenntnisse auslösen, die über das Alltägliche hinausgehen. In einem Roman gibt es einen Satz über das Leben in der Schweiz, das sich anfühlt wie ein Luftballon aus dem langsam die Luft ausweicht. Ich will, dass der Ballon entweder ganz schön prall ist, hoch in die Luft hinauffliegt. Oder dann mit einem Knall platzt.

 

Für einen guten Krimi würdest Du...

meiner Lieblingskrimiautorin das Skript vom Schreibtisch «ausleihen».

 

In Deinem Bücherregal findet man...

alles! Von Klassikern bis hin zu Krimis. Ausser: Psychothriller und Horrorbücher. Die gibt es da nicht.

 

Dein schönstes Buch?

Uff. Ich habe unzählige wunderbare Bücher gelesen. Aber vielleicht schlägt ganz tief drin mein Herz für einen englischen Dramatiker: William Shakespeare. Sein Gesamtwerk habe ich in London erstanden.

 

Erinnerungen an Dein erstes Buch?

Das war Pippi in Taka-Tuka-Land. Ich weiss noch, wie ich es zusammen mit einer blonden Puppe von Sasha Morgenthaler geschenkt bekommen habe. Ich war stolz und ich war sechs.

 

Das liest Du Deinen beiden Töchtern gerne vor...

Roald Dahl: «Matilda», Gudrun Pausewang «Die Räuberschule», Ottfried Preussler «Räuber Hotzenplotz», Selma Lagerlöf «Nils Hogerson», Katja Alves «Der Muffin-Club», Cornelia Funke «Die wilden Hühner».

 

Welches Buch hast Du zweimal gelesen?

Bücher, die ich bespreche, lese ich zweimal. Und wirklich gute Bücher, Klassiker und Co. nehme ich gerne immer mal wieder aus meinem Bücherregal hervor. Mit Vorliebe Max Frisch, Peter Stamm, Hiromi Kawakami, Hemingway, Tschechow, Camus und Sartre. Nur leider fehlt dazu sehr oft die Zeit.

 

Den Schluss eines Buchs liest Du?...

zuletzt!

 

 

Annette König: Studium an der Universität Zürich: Germanistik, Politologie und Neue Geschichte. 2013 doktorierte Annette König an der Uni Basel in Neuere Deutsche Literaturwissenschaft mit der Arbeit: «Welt schreiben – Globalisierungstendenzen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur aus der Schweiz». Wer Interesse hat, sie habe genau noch vier Exemplare davon. Und seit 2013 arbeitet sie als Literatur-Redaktorin bei SRF. Sie moderiert an Literaturfestivals und Lesungen auf der Bühne und ist mit dem Journalisten Urs Heinz Aerni mit "Lesen am Tresen" unterwegs, wo sie Bücher vorstellen.

Links:

Hier geht es zum Interview auf TV DIE REDAKTION und hier zu ihrer Website.


Mittwoch, 09. November 2022 um 19:30 Uhr

 

Sara Catella, Le malorose

Eine Neuerscheinung aus der Italienischen Schweiz

 

Ein Gespräch italienisch/deutsch über den Roman Le malorose, edizioni Casagrande 2022

 

Moderation: Jacqueline Aerne

 

Bleniotal 1912: Eine Hebamme konfrontiert den sterbenden Dorfpfarrer mit der jahrtausendalten Mühsal der Frauen

 

Sara Catella (Lugano, 1980) si è diplomata all’Istituto letterario svizzero di Bienne, in seguito ha ottenuto un Master in scrittura e traduzione letteraria a Berna, città in cui oggi vive. Per le Edizioni Casagrande ha co-tradotto il saggio di Georges Didi-Huberman Passare a ogni costo e un libro del sinologo vodese Jean François Billeter, prossimo alla pubblicazione. Le malorose è il suo primo libro.

 

Le malorose

 

Allinizio del Novecento, nel villaggio di Corzoneso, la levatrice Caterina Capra è chiamata al capezzale del parroco don Antonio, che per un male sconosciuto ha perso l’uso della parola. Abituata a trattare i corpi sofferenti delle donne, quelle «malorose» che aiuta a partorire o qualche volta a «liberarsi», nella quiete della stanza del malato Caterina tenta di scacciare l’imbarazzo raccontando a voce alta le vicende del paese.

Col passare dei giorni, le sue «confidenze» cambiano tono: di fronte al prete inerte e muto, la donna si fa coraggio cominciando a incalzarlo con pensieri e domande che la tormentano. La voce schietta e vigorosa della levatrice sale e si gonfia pagina dopo pagina, occupando tutto il silenzio della stanza e accogliendo in sé, in un j’accuse corale, le voci delle molte donne che ha incontrato negli anni.
Con un personale impasto linguistico, in Le malorose l’esordiente Sara Catella compone una galleria di ritratti femminili (ispirati alle fotografie di Donetta) attraverso cui si fa portavoce di una protesta che rimane – anche per noi che crediamo di vivere in un altro mondo – sorprendentemente attuale.


Mittwoch, 12. Oktober 2022 um 19:30 Uhr

 

Gespräch und Lesung mit Urs Mannhart

 

Moderation: Felix Ghezzi

 

"Geschwind - Oder: Das mutmaßlich zweckfreie Zirpen der Grillen" lautet der aktuelle Roman von Urs Mannhart (Secession Verlag)

 

Von den Seltenen Erden sind der Wissenschaft bislang 17 bekannt. Urs Mannhart erfindet eine weitere: Das Rapacitanium. Der Namen ist abgeleitet aus dem französischen rapacité, auf Deutsch: Habgier. Nomen est omen: Der Roman spielt mit der Annahme, die wohlstandsverliebte Schweiz werde selbst zum Kerngebiet des Abbaus Seltener Erden. Pascal Gschwind, verantwortlich für den globalen Handel mit Rapacitanium, hetzt auf internationale Konferenzen, während zu Hause seine Familie ihn kaum mehr zu Gesicht bekommt, und er steht schließlich vor einem Dilemma: Raubbau an der Natur, an seiner Familie und der eigenen Gesundheit versus Karriere und Geldgeschäfte. Als schließlich ein Berg am Thunersee droht zusammenzufallen, begreift Pascal Gschwind das Ausmaß der Zerstörung seines Handels.

Gebunden ohne Schutzumschlag, 286 Seiten

 

 

Urs Mannhart, geboren 1975, lebt als Schriftsteller, Reporter und Biolandwirt in der Schweiz. Er hat Zivildienst geleistet bei Grossraubwildbiologen und Drogenkranken, hat ein Studium der Germanistik und der Philosophie abgebrochen, ist lange Jahre für die Genossenschaft Velokurier Bern gefahren, war engagiert als Nachtwächter in einem Asylzentrum und absolvierte auf Demeter-Betrieben die landwirtschaftliche Ausbildung. Mannhart beschäftigt sich mit Tierphilosophie, dem bedingungslosen Grundeinkommen, mit Suffizienz und entschleunigter Mobilität. Für sein literarisches Werk erhielt er eine Reihe von Preisen, darunter den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis 2017. Im selben Jahr war er zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen; sein Text stand auf der Shortlist. Viele seiner Reportagen sind entstanden in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Beat Schweizer und der Übersetzerin Jelena Ilinowa.

 

Mit seinem ersten Roman "Luchs" war er zum ersten Mal Gast im Literarischen Club 2004 im Theater Stadelhofen.


Maylis de Kerangal

 

Canoës

Récits

 

Moderation : Martine Grosjean

in französischer Sprache

 

Mittwoch 14. September 2022 um 19.30 Uhr

 

 

 

 

 

Foto: © Mantovani, éd. Gallimard

 

Maylis de Kerangal a grandi au Havre.

Elle est l’auteure de six romans aux Éditions Verticales

 

Je marche sous un ciel de traîne (2000)

La vie voyageuse (2003)

Corniche Kennedy (2008), éd. Folio n° 5052

Naissance d’un pont (prix Médicis 2010, prix Franz-Hessel), éd. Folio n° 5339

Réparer les vivants (2014, a reçu dix prix littéraires), éd. Folio n° 5342

Un monde à portée de main (2018), éd. Folio n° 6771

 

de trois récits dans la collection « Minimales »

 

 Ni fleurs ni couronnes (2006), éd. Folio n° 6939

Tangente vers l’est (2012, prix Landerneau)

À ce stade de la nuit (2015)

 

et d’une fiction en hommage à Kate Bush et Blondie

 

Dans les rapides, éd. Naives (2007), éd. Folio n° 5788

 

 

Maylis de Kerangal a été récompensée par de nombreux prix littéraires, dont le Grand Prix de littérature Henri Gal de l’Académie française pour l’ensemble de son œuvre.

Réparer les vivants a été traduit en 35 langues et adapté au cinéma.

Elle vit et travaille à Paris.

 

                                      

« J’ai conçu Canoës comme un roman en pièces détachées : une novella centrale, “Mustang”, et autour, tels des satellites, sept récits. Tous sont connectés, tous se parlent entre eux, et partent d’un même désir : sonder la nature de la voix humaine, sa matérialité, ses pouvoirs, et composer une sorte de monde vocal, empli d’échos, de vibrations, de traces rémanentes. Chaque voix est saisie dans un moment de trouble, quand son timbre s’use ou mue, se distingue ou se confond, parfois se détraque ou se brise, quand une messagerie ou un micro vient filtrer leur parole, les enregistrer ou les effacer. J’ai voulu intercepter une fréquence, capter un souffle, tenir une note tout au long d’un livre qui fait la part belle à une tribu de femmes — des femmes de tout âge, solitaires, rêveuses, volubiles, hantées ou marginales. Elles occupent tout l’espace. Surtout, j’ai eu envie d’aller chercher ma voix parmi les leurs, de la faire entendre au plus juste, de trouver un “je”, au plus proche. »

M. de K.

 

Maylis de Kerangal

Canoës

éd. Verticales 2021

ISBN 978.2.07.294556.4


Vortrag und Gespräch

Mittwoch, 11. Mai 2022, 19.30 Uhr

 

 

Populistische Rhetorik in Italien: Von Mussolini bis Salvini

 

Eine sprachliche Bestandsaufnahme hundert Jahre nach Mussolinis Machtübernahme

 

Dr. Frank Schuhmacher

 

Moderation Jacqueline Aerne, Romanistin

 

Frank Schuhmacher wurde 1990 in Spaichingen (Baden-Württemberg) geboren. Er studierte Allgemeine Rhetorik und Politikwissenschaften in Tübingen und Perugia (Italien). In seiner Dissertation (2021) befasste er sich mit den rednerischen Strategien des italienischen Diktators Benito Mussolini mit dem Schwerpunkt auf Mythen und auf das gesellschaftliche Imaginäre. Wie konnte Mussolini zwanzig Jahre lang seine Herrschaft sichern und auch Zustimmung für sein Regime generieren? Mythen, so seine These, nahmen in diesem Prozess eine eminent wichtige Stellung ein. (Das Buch erscheint diesen Herbst im Fink-Verlag: Benito Mussolini. Konsens durch Mythen.)

Zurzeit ist Frank Schuhmacher am Seminar für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Seine Forschungsgebiete umfassen Stilistik, Geschichte der Rhetorik, Propaganda und politische Kommunikation.

 

Populismus ist kein Phänomen der letzten Jahre, er grassierte bereits im frühen 20. Jahrhundert und zeigte sich dort als eine Mischung aus Extremen: Ein Blick in die Geschichte der politischen Kommunikation in Italien zeigt, dass sich Themen wie Eliten-/Regierungskritik, Feindbilder, schrille Töne und gewaltaufgeladene Metaphern besonders in polemischen Politkauffassungen herausbildeten. Der Faschismus war solch ein politisches Bekenntnis und vor allem Benito Mussolini bediente die Erwartungen breiter gesellschaftlicher Schichten und mobilisierten sie erfolgreich für seine Zwecke.

Anlässlich des 100. Jahrestages des sogenannten „Marsches auf Rom“ durch die Faschisten will der Vortrag die Wirkungsmechanismen der populistischen Rhetorik aufdecken und Kontinuitäten wie Brüche zwischen früher und heute in den Blick nehmen.

 


Mittwoch, 13. April 2022 um 19:30 Uhr

 

Ausgeschrieben?

Mitnichten. Aber was macht das Älterwerden mit dem Schreiben?

 

Rolf Lappert und Ludwig Hasler

 

Moderation: Urs Heinz Aerni

 

Schreiben und lesen kann nur der Mensch auf diesem Planeten. Ob es dem Planeten hilft? Das ist ein anderes Thema.

 

Wir stellen uns aber diesen Fragen:

Wie prägt das Schreiben unsere Wahrnehmung und was macht das Älterwerden damit? Warum ist noch längst nicht ausgeschrieben, wo doch schon alles gesagt zu sein scheint? Funktioniert das Erlenen des sogenannten Kreativen Schreibens? Verfällt der Literaturbetrieb in den Jugendwahn, wie es oft von älteren Autorinnen und Autoren empfunden wird und keine Chance mehr bei Verlagen bekommen für ein Alters-Debüt?

Warum ist das Leben durch die Sprache ein doppeltes?

 

Dieses Gespräch wurde durch das Buch "Für ein Alter, das noch was vorhat" von Ludwig Hasler

 

Und erst angekündigt bei der Drucklegung dieses Programms:

Samantha Zaugg und Ludwig Hasler: „Jung & Alt“, Rüffer & Rub. Eine Art Briefwechsel in Form von Kolumnen in der Zeitung Schweiz am Wochenende zwischen der 27-jährigen Journalistin und Filmerin und dem 77-jährigen Philosophen und Publizist.

 

 

Ludwig Hasler, 1944, studierte Philosophie und Physik und führt ein journalistisch-akademisches Doppelleben. Als Philosoph lehrte er an den Universitäten Bern, Zürich, St. Gallen. Als Journalist arbeitete er bis 2001 bei Die Weltwoche. Seither lebt er als Autor und Referent. Bücher: »Die Erotik der Tapete. Verführung zum Denken« (2005), »Des Pudels Fell« (2010). www.ludwighasler.ch

 

Rolf Lappert wurde 1958 in Zürich geboren und lebt in der Schweiz. Er absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker, war später Mitbegründer eines Jazz-Clubs und arbeitete zwischen 1996 und 2004 als Drehbuchautor. Bei Hanser erschienen 2008 der mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnete Roman Nach Hause schwimmen, 2010 der Roman Auf den Inseln des letzten Lichts, 2012 der Jugendroman Pampa Blues, 2015 der Roman Über den Winter sowie 2020 sein neuer Roman Leben ist ein unregelmäßiges Verb.

Mehr Infos auf Hanser Verlag-Website

  

 


09. März 2022 um 19:30 Uhr
Leta Semadeni "Amur, großer Fluss"

 

Moderation: Julia Knapp

 

 

 

GZ Hottingen

Gemeindestraße 54

8032 Zürich

(mit Tram 3 bis Hottingerplatz)

Türöffnung 19.00

Eintritt frei / Kollekte

 

 

Radu, heisst er, der Mann im Bus, der alle anderen Köpfe überragt; wenn Olga in Ecuador jeden Morgen in die Stadt fährt, treffen sich ihre Augen. Später weiss sie, dass sie Radu schon als Mädchen im Engadiner Internat begegnet ist: Bei seinem Vortrag über den Amur-Tiger sass sie in der ersten Reihe. Heute ist Olga unten am tosenden Fluss kurz in Versuchung geraten, sein Gesicht aus der Erinnerung herbeizulocken. Radu, der grosse Abwesende, der immer wieder Koffer packte, um den nächsten Film zu drehen. Das Schlagen der Tür zerriss ihr das Herz. Zusammen reisten sie, am liebsten an entlegene Orte. Oder er machte Station bei ihr im Dorf, und für kurze Zeit schien so etwas wie ein gemeinsames Leben auf: Da sassen sie im Gras, blickten auf die zackigen Berge, luden Elsa zum Essen ein, und der Tequilamoon vermochte sie ganz und gar aus der Fassung bringen. Leta Semadenis neuer Roman führt an die Ufer des Amur und wieder zurück in das Bergdorf von Tamangur. Aus poetischen Miniaturen setzt sich die Geschichte einer Liebe zusammen, wie es sie nur einmal im Leben gibt, wuchtig, schmerzlich, glücklich, eine Liebe, die festzuhalten es nicht gelang und Olga – wie wohl auch die Autorin selber – das ganze Leben nicht mehr loslässt.                                                                
Leta Semadeni, geboren 1944 in Scuol, Engadin, studierte Sprachen an der Universität Zürich. Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen in Zürich und im Engadin. Arbeitsaufenthalte in Lateinamerika, in Paris, Zug, Berlin und New York. Seit 2005 lebt und arbeitet sie freischaffend in Lavin. Leta Semadeni schreibt vorwiegend Lyrik, romanisch oder deutsch, die sie selbst in die jeweils andere Sprache überträgt. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, 2011 mit dem Literaturpreis des Kantons Graubünden und mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung. Für Tamangur, ihren ersten Roman, erhielt sie einen der Schweizer Literaturpreise 2016. 2017 folgte der Bündner Kulturpreis für ihr Gesamtwerk, 202 der Josef Guggenmoss.-Preis. Nach dem grossen Publikumserfolg Tamangur legt sie nun ihren zweiten Roman vor.

 


Karin Peschka

Moderation: Elisabeth Boner

 

Mittwoch, 12. Januar 2022, 19.30 Uhr
Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

Karin Peschka wurde 1967 in Eferding, Oberösterreich, geboren und lebt seit 2000 in Wien. Sie studierte an der Linzer Sozialakademie und arbeitete unter anderem mit alkoholkranken Menschen und arbeitslosen Jugendlichen. Zudem war sie mehrere Jahre im Bereich Onlineredaktion und Projektorganisation tätig. Die Autorin publizierte in diversen Anthologien, schrieb zum Beispiel Kolumnen für die Webseiten von Ö1 (oe.1.ORF.at) und veröffentlichte vier Romane. Ihr Debütroman „Watschenmann“ wurde 2019 für die Bühne adaptiert und im Wiener Volkstheater aufgeführt. Für ihr Romanprojekt «Dragan» erhielt sie 2020 das renommierte Musil-Langzeitstipendium. Der Held dieses Romanprojekts ist der Serbe Dragan, ein Boxer, den die Leser im «Watschenmann» bereits kennen.

 

Karin Peschka bleibt ihren Helden treu. Denn nicht nur Dragan kommt wieder, auch Fanni bleibt. In «FanniPold» schält sie sich, damals gut 30 Jahre alt, nach einer vorgetäuschten Krankheit aus dem spießbürgerlich Dorf-Geschehen heraus. In «Putzt euch, tanzt, lacht» ist Fanni nicht nur gealtert (57 Jahre), sondern bereit für noch radikalere, alternative Lebensentwürfe, denn auch die Heldenreise ist auch eine Art von Flucht.  

 

In ihren Romanen schreibt Karin Peschke atmosphärisch dichte Texte. Sie berichtet, erzählt und schildert. Ihre knappen, aber genauen Milieubeschreibungen und Figuren überzeugen. Ebenso wie ihre Dialoge, die ohne Floskeln der lokalen gesprochenen Sprache folgen.

 

 

Pressestimmen:

 

«Karin Peschka hat sich in den vergangenen Jahren vom Geheimtipp zur fixen Grösse der heimischen Literaturszene geschrieben.»

Joachim Leitner, Tiroler Tageszeitung

 

«Die Autorin ist eine Meisterin der Sprache und des variantenreichen Seelenblickes in Witz und Ironie.»

Walter Pobaschnig, Literaturoutdoors

 

Putzt euch, tanzt lacht: Roman, Otto Müller Verlag, Salzburg, Februar 2020

Autolyse Wien. Erzählungen vom Ende: Otto Müller Verlag, Salzburg, 2017

Fannipold: Roman, Otto Müller Verlag, Salzburg, 2016

Watschenmann: Roman: Otto Müller Verlag, Salzburg, 2014

                       

Auszeichnungen (Auswahl)

 

2020:   Shortlist Österreichischer Buchpreis für «Putzt euch, tanzt, lacht»

2020:   Robert-Musil-Stipendium 2020-2023 der Sektion für Kunst und Kultur des Bundeskanzleramtes für das Romanprojekt Dragan Džomba

2019:   Projektstipendium 2019/20 des Bundeskanzleramts

2018: Werkzuschuss aus dem Jubiläumsfonds der Literar Mechana

2017:   Longlist Österreichischer Buchpreis (Autolyse Wien)

2017:   Ingeborg-Bachmann-Preis – Publikumspreis und Stadtschreiber-Stipendium der Stadt Klagenfurt für Wiener Kindl

2016:   Adalbert-Stifter-Stipendium des Landes Oberösterreich für «Autolyse Wien»

2015:   Literaturpreis Alpha

2015 und 2016: Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien für «Fannipold»

2014:   Literaturpreis Floriana für «Watschenmann»

2013:   Literaturpreis Wartholz für «Watschenmann»

 

Foto Copyright: Kurt Kaindl

Karin Peschka | Otto Müller Verlag Salzburg (omvs.at)


Simon Deckert

Moderation: Felix Ghezzi

 

Mittwoch, 8. Dezember 2021, 19.30 Uhr
Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

Simon Deckert liest aus seinem Buch «Siebenmeilenstiefel» und diskutiert mit Felix Ghezzi über sein Debütroman.

 

Simon Deckert, Jahrgang 1990, wuchs in Liechtenstein in einer österreichischen Familie auf und lebt heute in St. Gallen. Nach zwei Semestern Anglistik und Philosophie wechselte er 2009 ans Schweizerische Literaturinstitut in Biel, wo er 2013 abschloss. Es folgte ein Schreibstipendium des österreichischen Ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien. 2014–2017 absolvierte er den MA Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern. Seine Texte wurden in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht; neben dem Schreiben ist er als freier Lektor und Mentor sowie als Musiker tätig. «Siebenmeilenstiefel» ist sein erster Roman.

 

Zum Buch

Andrea stellt sich vor, auf dem Rücken eines Drachens über ihrem Dorf zu fliegen. Sie ist Anfang zwanzig, ihre Mutter hat die Familie vor zehn Jahren verlassen, der alkoholabhängige Vater bezieht Invalidenrente. Über solche Dinge wird zu Hause lieber geschwiegen, und Andrea erfährt am eigenen Leib: Wer über alte Geschichten nicht spricht, der wird sie auch nicht los.


Für ihren Bruder Michl, der lieber Rockmusiker als ein dorfbekannter Schulversager wäre, denkt Andrea sich eine Fluchtgeschichte aus. Als sie ihren Vater und seine Schwägerin bei einem Annäherungsversuch erwischt, merkt sie: Michls Fluchtgeschichte muss auch ihre eigene werden. Zwei Tage später sitzen die Geschwister im Pick-up des Onkels und suchen das Weite.


Andrea erzählt, erinnert, und sie erfindet. So auch eine kühnere Version ihrer selbst namens Ariane, die sie ermutigt, im wirklichen Leben über sich hinauszuwachsen – wenn sie sich, einmal in Basel, auf die Suche macht nach dem, was von ihrer Familie übrig ist. Und ein junger Mann namens Bastian auf dem Fahrrad um die Ecke kommt.

 

Auszug aus dem Buch

Als der Bus hinter der Papeterie verschwunden ist, höre ich hinter mir den schlurfenden Gang meines Bruders. Ich hole den Klappspiegel aus meiner Handtasche und beobachte, wie er die Treppe zum Dorfladen hinaufsteigt und hinter der Glastür verschwindet. In der runden Scheibe des Spiegels kann ich die Szene zwischen meinem Bruder und dem dicken Tiroler verfolgen; ich höre ihre Stimmen durch das Gezwitscher der Spatzen und die vorbeifahrenden Autos, ich habe den Putzmittel- und Aufbackbrötchengeruch in der Nase, alles springt mich an aus dem kleinen Spiegelbild.

Guten Morgen, sagt Miko.

Wie bitte?

Der dicke Tiroler hat sich hinter der Ladentheke über einen Plastiksack gebeugt und kramt unter lautem Rascheln darin herum. Er richtet sich auf und stellt zwei orange Einmachgläser auf die Vitrine.

Wachauer Marille, sagt er, mehr zu den Gläsern. Dann fixiert er Miko und schaut ihn ein paar schnaufende Atemzüge lang an. Der Ludescher Michl. Finger weg von den Zigaretten. Ich weiß schon, mit solchen wie dir muss man aufpassen.

Ich habe nichts gemacht.

Probleme machst du, und dann für ein paar Tage verschwinden und sich hinterher an nichts erinnern können. Dein Onkel hat mir schon erklärt, wie das läuft.

Ich klappe den Spiegel zu, ab hier geht es sowieso weiter wie immer. Der Tiroler streicht über die borstigen Haare in seinem Ebernacken und setzt sich die Lesebrille auf. Dann zieht er einen Kugelschreiber aus seiner Gesäßtasche und beginnt etwas auf einen Block zu schreiben.

Was willst du?, fragt er irgendwann und schaut meinen Bruder über die Brillengläser hinweg an. Leberkässemmel und Cola?

Jawohl.

 

Aus: Simon Deckert: Siebenmeilenstiefel. 328 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-85869-889-6. Edition Blau, Rotpunktverlag

 

 

Kritiken zum Buch

«Nicht nur in der Erfindung des Ganzen, auch im Detail finden sich immer wieder Anzeichen einer vielversprechenden Meisterschaft.» Charles Linsmayer, St. Galler Tagblatt

«Simon Deckert hat mit ‹Siebenmeilenstiefel› ein höchst ambitioniertes, filigran gezeichnetes Romandebüt vorgelegt. Und das verspricht eine spannende Zukunft als Autor.» Ingrid Bertel, ORF

«Man überlässt sich gern dem stetigen Fluss dieses Texts, taucht irgendwann auf und reibt sich die Augen: Was war das?» Eva Bachmann, Saiten

 

Foto: © Claudia Breitschmid


Eugen Ruge

Moderation: Ralph Müller

 

Mittwoch, 24. November 2021, 19.30 Uhr

Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

 

Ein Gespräch mit dem Autor über seine Erfahrungen als Erforscher und künstlerischer Gestalter seiner Familiengeschichte, die eng mit den schlimmsten Phasen der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts verquickt ist. Eugen Ruge liest aus seinem neuen Roman Metropol.

 

Eugen Ruge, geboren am 24. Juni 1954 in Soswa (Ural, Sowjetunion), aufgewachsen in der DDR. Mathematikstudium, Tätigkeit am Zentralinstitut für Physik der Erde, Potsdam. Seit 1985 freier Autor, 1988 Übersiedelung in die Bundesrepublik. Übersetzungen meh- rerer Tschechow-Stücke, Autor für Theater, Funk und Film. 2011 ausserordentlich erfolgreiches Debüt als Romanautor mit In Zeiten des abnehmenden Lichts. Eugen Ruge lebt in Berlin und auf Rügen.

 

 

Werke (Auswahl)

In Zeiten des abnehmenden Lichts, Roman, 2011

Cabo de Gata, Roman, 2013

Annäherung, Reiseberichte, 2015

Theaterstücke 1986–2008, Sammelband, 2015

Metropol, Roman, 2019

 

Auszeichnungen (unter anderen):

2011 Aspekte-Literaturpreis für In Zeiten des abnehmenden Lichts 2011 Deutscher Buchpreis für In Zeiten des abnehmenden Lichts 2020 Mainzer Stadtschreiber

 

Ausschnitt aus "Metropol":

 

Moskau 1936. Charlotte, deutsche Kommunistin, Mitarbeiterin der OMS, des Geheimdienstes der Komintern, ist mit ihrem Lebensgefährten und zahlreichen Bolschewiki der ersten Stunde im Hotel Metropol interniert. Ihr Leben ist verhältnismässig komforta- bel, aber in das langweilige Warten auf eine neue Aufgabe mischt sich bald Todesfurcht, denn die Mitbewohner werden von Schergen des NKWD nach und nach abgeholt und verschwinden für immer. Die Liquidation der OMS durch Stalins Richter ist ein kleiner Teil des Grossen Terrors, der «Säuberungen», die der Diktator zwischen 1936 und 1938 durchführen lässt.

Hunderttausende von «Verdächtigen» – Wissenschafter, Militärs, Künstler, Ökonomen, Kader aller Art – werden verschleppt, gefol- tert, zum Tode verurteilt und exekutiert. Dieser stetige Verlust an Führungskräften begann die elementaren Funktionen von Partei, Verwaltung und Armee zu gefährden. Daher wurde die Intensität der Verfolgung 1938 auf Befehl Stalins reduziert, ohne jedoch ein- gestellt zu werden.

Irritiert ist sie von dem Urteil, das der Richter am nächsten Tag fällt. Dass dreizehn der siebzehn Angeklagten zum Tode verurteilt werden, überrascht nach dem ersten Prozess kaum. Eher schon, dass vier mit Gefängnishaft davonkommen...

Wie man es wendet und dreht: Irgendwas stimmt nicht in diesem Prozess. Für einen Augenblick kommt es ihr vor, als hätten sich all diese Leute abgesprochen, als führten sie einvernehmlich ein grosses Schauspiel auf, und es würde – seltsame Hoffnung – in Wirklichkeit niemand erschossen.

Natürlich ist das Unsinn. Unmöglich kann ein sowjetisches Gericht die Weltöffentlichkeit auf solche Weise betrügen. Unmöglich, dass Hunderte von Verbrechen und Sabotageakten erfunden sind, dass Hunderte Journalisten sich ihre Berichte bloss ausdenken. Dass selbst ein Lion Feuchtwanger sich so an der Nase herumführen liesse. Zweihunderttausend Menschen haben, laut Prawda, auf dem Roten Platz für die Erschiessung der Volksfeinde demonstriert! Es ist unmöglich, dass alle verrückt geworden sind, alle mitspielen, alle blind sind und nur sie, das Lottchen aus Berlin-Steglitz, als Einzige sehend. Das ist lächerlich. Anmassend. Ist sie eine schlech- te Genossin? Fehlt ihr tatsächlich das Klassenbewusstsein? Der Klasseninstinkt?

 

 ***

 

Am Beispiel seiner Großmutter Charlotte macht Eugen Ruge sichtbar, was Menschen in der Kapsel einer Ideologie und in blindem Vertrauen auf einen skrupellosen Despoten, hier Josef Stalin, zu glauben imstande sind. Und wie sie Zweifel, die manchmal trotzdem in ihnen aufsteigen, niederringen: Indem sie den Fehler bei sich selber suchen und sich so gegen die offensichtliche Willkür und Perfidie immunisieren.

 

Foto: Eugen Ruge - Copyright Asja Caspari mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages.

 


Zwischen den Sprachen:

Von Pasolini bis Camilleri

 

Ein Abend rund um das Thema des Literarischen Übersetzens

 

 

Annette Kopetzki spricht mit Jacqueline Aerne über ihre Arbeit als Übersetzerin.

 

Mittwoch, 8. September 2021,

19.30 Uhr

 

Annette Kopetzki war Dozentin für Deutsche Literatur und Sprache in Italien und Lehrbeauftragte am literaturwissenschaftlichen Seminar der Uni Hamburg.

Sie hat lange in Rom gelebt und übersetzt seit 30 Jahren italienische Belletristik und Lyrik, u.a. Pier Paolo Pasolini, Edmondo De Amicis, Andrea Camilleri, Erri De Luca, Alessandro Baricco, Antonella Anedda und Roberto Saviano. 2019 erhielt sie den Paul-Celan-Preis für literarische Übersetzung. Außerdem veröffentlicht sie Beiträge zur Theorie und Praxis des Übersetzens in Zeitschriften und Lexika und engagiert sich im Verein „Weltlesebühne“ für die Sichtbarkeit der Übersetzer*innen, ohne die es keine Weltliteratur gäbe, wie José Saramago sagte.

 

Stimmen des Südens: eine Übersetzung zum Sprechen bringen

 

Wer übersetzt, lebt und arbeitet zwischen zwei Sprachen. Im Zwischenraum der Sprachen, d.h. bevor ein Buch in einer anderen Sprache vorliegt, sind Übersetzer*innen einer Reihe irritierenden Fragen ausgesetzt: wie behalte ich Rhythmus und Klang bei? Was passiert mit der Satzstruktur? Was passiert mit dem Reim? Wie verwandelt sich ein Text auf seiner Reise in eine andere Sprache und Kultur? In den letzten Jahren beobachtet man eine starke Zunahme dialektaler Ausdrücke in der italienischen Literatur, was angesichts der vielen Dialekte der Halbinsel eine ganz besondere Herausforderung für Literaturübersetzerinnen darstellt. Kann die Übersetzung sizilianische, neapolitanische und römische Stimmen auf Deutsch erklingen lassen? Was muss eine Übersetzerin tun, um dem Original treu zu bleiben und die lokale Färbung zu bewahren? Hilft der Kontakt mit dem Autor? Wie geht man mit Redewendungen oder Sprichwörtern um?

 

Anhand anschaulicher Beispiele wird Annette Kopetzki Einblick in ihre Arbeit als Übersetzerin geben.

 

Foto von Ebba Drolshagen

 

 


 

Der populistische Planet

Berichte aus einer Welt in Aufruhr

 

 

Lesung und Gespräch mit

Jonas Lüscher

Moderation: Josef Estermann

 

 

 

Mittwoch, 13. Oktober 2021, 19.30 Uhr

Hottingersaal, Gemeindestraße 54, 8032 Zürich

 

Jonas Lüscher wurde 1976 in Schlieren geboren, wuchs in Bern auf, besuchte das Lehrerseminar, arbeitete als Dramaturg und Stoffentwickler in der Münchner Filmwirtschaft und als freiberuflicher Lektor.

Er studierte Philosophie in München, war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität, wechselte an die ETH Zürich und die Stanford University und schrieb an einer Dissertation über die Bedeutung von Erzählungen für die Beschreibung sozialer Komplexität.

Er wurde für seine Novelle Frühling der Barbaren und seinen Roman Kraft für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis nominiert, erhielt für Frühling der Barbaren neben weiteren Auszeichnungen den literarischen Preis des Kantons Bern und den Bayrischen Kunstförderpreis und für Kraft u.a. den Schweizer Buchpreis und den Tucan-Preis.

Jonas Lüscher lebt in München.

 

 

Der populistische Planet. Berichte aus einer Welt in Aufruhr

 

Populisten auf der ganzen Welt erzählen dasselbe. Der Staat befinde sich in der Hand einer abgehobenen, urbanen Elite, welche die Globalisierung vorantreibe. Sie habe den Kontakt zu den «normalen» Bürger*innen längst verloren und könne die alltäglichen Sorgen des Volkes nicht mehr nachvollziehen.

 

Sie jedoch gehörten nicht zu dieser Elite. Sie würden die Ängste der Büger*innen verstehen, offen ansprechen und ernst nehmen.

 

Der Schriftsteller Jonas Lüscher hat zusammen mit dem Philosophen Michael Zichy einen Briefwechsel herausgegeben. Er versammelt Briefe von Journalist*innen, Philosoph*innen, Schriftsteller*innen und Aktivist*innen aus sieben Ländern: Indien, Ägypten, Brasilien, Kenia, Russland, Ungarn, Österreich und der Schweiz. Sie kreisen alle um den Populismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen.

 

Jonas Lüscher und Michael Zichy fragen, warum es Politikern wie Blocher, Trump und Berlusconi gelingt, bei vielen als volksnah zu gelten; warum ihnen nicht wenige abnehmen, sich um die Sorgen der einfachen Leute anzunehmen. Sie fragen, ob die Meinungen und Interessen der vielen wirklich durch eine Elite unterdrückt werden; ob die Populisten tatsächlich die wahren Interessen der «schweigenden Mehrheit» vertreten. Und sie fragen sich selbst, ob sie - die Diskussionsteilnehmer - auch Teil dieser Elite und damit des Problems seien.

 


Lesung

von Mittwoch, 12. Mai 2021, 19.30 Uhr

 

Peter K. Wehrli

AGENDA FÜR IMMER             

Lesung und Gespräch

 

Moderation Sepp Estermann

  

Eintritt frei, Gäste willkommen

Türöffnung: 19 Uhr

 

Nach den Vorschriften des Bundesrates dürfen dem Anlass nicht mehr als 50 Personen beiwohnen. Die Bestuhlung gewährleistet die nötige Distanz. Für das Publikum besteht eine Maskenpflicht.

 

Peter K. Wehrli, 1939, Schriftsteller und Filmemacher, studierte Kunstgeschichte und Literatur in Paris und Zürich. Das Zusammenspiel von Fremdem und Vertrautem zieht sich als Grundton durch sein literarisches Schaffen, in dessen Zentrum seit 50 Jahren der wachsende Katalog von Allem steht.

 

 

Zu den bisherigen Auszeichnungen gehören unter anderen der ZKB-Schillerpreis und die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich. Peter K. Wehrli war bis vor Kurzem Vizepräsident des eurobrasilianischen Kulturzentrums «Julia Mann» in Paraty, Brasilien. Seine neuesten Publikationen: Zürcher Katalog (edition sacré), Catalog of Everything and other Stories (Verlag der Universität von Berkeley) und Agenda für immer. 366 Nummern aus dem «Katalog von Allem» (orte Verlag 2020).

Unterwegs im Orient-Express zwischen Zürich und Beirut merkte Peter K. Wehrli im Jahr 1968, dass er seinen Fotoapparat zu Hause vergessen hatte. Er wusste sich zu helfen: Er fasste alles, was ihm bemerkenswert schien, in Worte. Und so entstand ein Katalog aller jener Dinge, die er fotografiert hätte, wenn er die Kamera bei sich gehabt hätte. Diesem Festhalten seiner Beobachtungen in kurzen Notizen oder Nummern blieb er treu, und die Sammlung aller Nummern wurde zu seinem "Katalog von Allem", den er nunmehr seit über fünfzig Jahren pflegt und fortsetzt. Aus dem auf 2222 Katalognummern angewachsenen "Work in Progress" hat Wehrli einen Jahreskalender von 365 Nummern erstellt, die "Agenda für Immer". Dabei hat er die meisten seiner "geschriebenen Fotografien" jenen Tagen im Jahr zugeordnet, an denen sich das Geschilderte zugetragen hatte. Der "Katalog von Allem" ist mittlerweile in vielerlei Gestalt und in mehreren Ausgaben als Buch und Hörbuch erschienen, zuletzt in amerikanischer Fassung als "Catalog of Everything and Other Stories" im Verlag der University of California Berkeley.

 

Foto: Rara Coray


 

Karl Rühmann "Der Held"

 

Moderation: Julia Knapp

 

Mittwoch, 17. März 2021, 19:30 Uhr

 

 

 

Die Veranstaltung findet live online statt.

 

 

 

»Sein Roman ist zu Recht für den Schweizer Buchpreis nominiert [...] Die literarische Strategie divergierender Perspektiven macht das Werk nicht nur zu einem politischen, sondern auch zu einem philosophischen Buch, das die Frage nach der Wahrheit in einem grundsätzlichen Sinn aufwirft.« Martina Läubli, Bücher am Sonntag / NZZ am Sonntag

 

  

 

Zoom ist ein kostenfreies Programm, das Sie sowohl auf Ihr Smartphone als auch auf Ihern Computer herunterladen können - wie es Ihnen lieber ist. Googeln Sie einfach nach "zoom herunterladen Schweiz" und folgen Sie den Anweisungen. Wenn Sie unsicher sind, kann Ihnen Waltraud Schramm auch einen Download-Link zusenden.

 

 

 

Karl Rühmann wurde 1959 in Jugoslawien geboren und wuchs dort auf. Er studierte Germanistik, Hispanistik und Allgemeine Literaturwissenschaft in Zagreb und Münster und war Sprachlehrer und Verlagslektor. Heute lebt er in Zürich als Literaturübersetzer und Autor von Romanen, Hörspielen und zahlreichen, international erfolgreichen Kinderbüchern.

 

Sein Roman »Der Held« war nominiert für den Schweizer Buchpreis 2020. Für seinen ersten Roman »Glasmurmeln, ziegelrot« wurde Karl Rühmann 2015 mit dem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeichnet.

 

 

 

 

 

Der Held
2005, in einem Land, in dem von 1990–1995 ein Bürgerkrieg getobt hat: Zwei hohe Offiziere, die einst in derselben Armee gedient, im Krieg aber auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten, werden als Kriegsverbrecher angeklagt und an das Internationale Tribunal in Den Haag ausgeliefert. Dort freunden sie sich an, da sie Vieles verbindet: die Vergangenheit, die Sprache, das Alter, nicht zuletzt die drohende Strafe. Der General der siegreichen Partei wird nach fünf Jahren Untersuchungshaft freigesprochen, der Oberst der unterlegenen Partei zu einer langjährigen Strafe verurteilt.

 


Die Männer schreiben einander Briefe, um die vergangenen Ereignisse einzuordnen und Szenarien für die Zukunft zu entwickeln. Ihre Gedanken kreisen um Schuld und Unschuld, Justiz und Gerechtigkeit. Die Briefe sind Ausdruck der Freundschaft zweier Menschen, die erst im Gefängnis gemerkt haben, dass sie mehr verbindet als trennt.
Ana lebt mit ihrem 12-jährigen Sohn nahe dem Dörfchen, in dem sich der General zur Ruhe gesetzt hat. Anas Mann, ein überzeugter Patriot, hat sich gemäss den Aussagen der Armee 1993 das Leben genommen. Als sich der General, den Ana sehr verehrt, nun in ihrer Nähe niederlässt, bietet sie ihm an, seinen Haushalt zu führen. Heimlich liest sie die Briefe der beiden alten Soldaten und erschrickt, als der Oberst ein Blutbad erwähnt, an dem der General schuld sein soll. Möglicherweise hat er sogar Anas Mann auf dem Gewissen. Ana steht vor einem Dilemma: Wenn sie sich gegen den General wendet, wird sie die Öffentlichkeit gegen sich aufbringen. Denn in dieser instabilen Zeit profitieren viele von einem Helden, den sie für ihre Zwecke nutzen können.

 

 


Die Mode in der Literatur

 

Barbara Vinken spricht über das Thema „Mode in der Literatur“. Mit ausgewählten Textbeispielen aus der deutschen der italienischen und der französischen Literatur

Moderation: Julia Knapp mit Martine Grossjean und Barbara Wanlger 

 

Mittwoch, 09. Dezember 2020, 19.30 Uhr

Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken ist eine der bekanntesten Modetheoretikerinnen unserer Zeit. In ihrem Buch „Angezogen. Das Geheimnis der Mode“ , das 2014 in der Kategorie Sachbuch / Essayistik für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde, beschreibt Barbara Vinken wechselnden Moden als ein differenziertes Zeichensystem, das die kulturellen und gesellschaftspolitischen Bedingungen der Geschlechter widerspiegelt und in ihrem Ausdruck sogar noch verstärkt.

Im Literarischen Club Zürich spricht Barbara Vinken über Mode als Stilmittel in der Literatur. Den Rock als Merkmal des Charakters zu beschreiben; das Kostüm als Symbol für einen Gemütszustand; den Anzug als Definition eines Eindrucks, den ein Mensch auf den anderen ausübt – Autorinnen und Autoren verwenden Mode oft als Stilmittel zur Charakterisierung ihrer Figuren. 

Barbara Vinken spricht unter anderem über Texte von Gustave Flaubert, Charles Beaudelaire, Marcel Proust, Vicky Baum und Gottfried Keller.

Das Gespräch wird auf Deutsch stattfinden, die kurzen Textbeispiele werden in der jeweiligen Originalsprache (deutsch, italienisch, französisch) vorgetragen



Lieblingsbücher

 

Der Vorstand des Literarischen Clubs Zürich präsentiert seine Lieblingsbücher.

 

Mittwoch, 7. Oktober 2020, 19.30 Uhr

Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

Mit dabei in alphabetischer Reihenfolge:

 

Jacqueline Aerne

Elisabeth Bohner

Josef Estermann

Felix Ghezzi

Martine Grosjean Greiner

Julia Knapp

Ralph Müller

Waltraud Schramm

Barbara Wangler (ist verhindert)

 

Moderation: Urs Heinz Aerni

 

Diese Bücher wurden empfohlen, vorgestellt und besprochen:


Ariela Sarbacher

Moderation: Felix Ghezzi

 

Lesung und Gespräch zu ihrem ersten Roman: "Der Sommer im Garten meiner Mutter" (Bilger)

 

Mittwoch, 9. September 2020

um 19:30 Uhr

 

Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

Foto: © Janine Guldener

 

 

Auszug aus dem Buch

Manchmal gehe ich im See schwimmen. Aber es ist schwierig, hinterher durch die Badeanstalt zu gehen, wo alle in ihren Sommergefühlen schwelgen. Am sichersten fühle ich mich in Mammas Garten, oder bei ihr zu Hause, wenn wir zusammen auf dem Sofa oder vor dem Fernseher sitzen. In ihrem Garten lesen wir uns gegenseitig Lyrik von Montale, Petrarca, Benn, Celan und Hölderlin vor. Wir sind umgeben von Lavendel, Rosmarin, Thymian und Basilikum. Ich lerne ihre Lieblingsgedichte kennen. Sie hört jetzt nur noch auf sich selbst, sie eilt ihrem Ende entgegen, und ich begleite sie dabei.  

 

Zum Buch

Der erste Roman der Schauspielerin Ariela Sarbacher erzählt in einer kräftigen, klaren und poetischen Prosa eine Familiengeschichte, die sich fast über ein ganzes Jahrhundert erstreckt. Leidenschaftliche, mediterran angehauchte Italianità im Wechselspiel mit nüchtern schweizerischem Erzählton.

Es ist ein vier Wochen langer kurzer Sommer, in dem Mutter und Tochter sich voneinander verabschieden. Konfrontiert mit der Diagnose einer unheilbaren Krankheit und dem Entscheid der Mutter, selbstbestimmt in den Tod zu gehen, begibt sich die Tochter Francesca auf Spurensuche.

Von Chiavari, einem Städtchen an der ligurischen Küste, wo die Mutter in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts geboren wurde, führt die Erinnerung nach Zürich, in ein Vorstadtquartier, wo die Tochter Francesca ihre Jugend in den Sechzigerjahren erlebt hat. «Der Sommer im Garten meiner Mutter» handelt vom Vergehen. Schön wie ein Sonnenuntergang am Ligurischen Meer erzählt, lesen wir einen Roman, der das Leben der Mutter und all jener Menschen, die davon berührt wurden, auf stimmige Art erinnert; der aber auch die Geschichte einer Tochter erzählt, die erst nach oft schmerzhaften Reisen in die Gärten der Erinnerung eines gemeinsamen Lebens loslassen kann.

 

Zur Autorin

Ariela Sarbacher wurde 1965 in Zürich geboren. An der Schauspiel-Akademie Zürich wurde sie als Schauspielerin ausgebildet. Ihre ersten Engagements führten sie ans Stadttheater Heidelberg und an die Bremer Shakespeare Company. Nach der Geburt ihrer beiden Töchter liess sie sich zur Taiji-, Qi Gong- und Pilateslehrerin ausbilden. 2002 gründete sie ihre Schule «Einfluss». Sie hat ein eigenes Präsenztraining entwickelt, mit dem sie Menschen für ihre Auftritte vor Publikum vorbereitet. Von 2017–2018 Ausbildung Literarisches Schreiben am EB Zürich. Heute arbeitet sie als Schriftstellerin, Sprecherin, Schauspielerin und Präsenztrainerin.

 

Kritiken zum Buch

«Die doppelte Heimat, Italien und Zürich, bekommt in diesem Roman eine wunderbar filmische Anschaulichkeit. Scharf beobachtet, immerzu mit dem bohrenden Fragezeichen der Tochteroptik.» Hansruedi Kugler, Tagblatt der Stadt Zürich

«‹Der Sommer im Garten meiner Mutter› ist stilistisch reif, kompositorisch wagemutig, dabei diesen Wagemut leicht schulternd.» Alexander Kluy, Der Standard, Wien

«Die Geschichte des Romans mag ein wenig nach einem Klischee klingen, erst recht, wenn Protagonistin und Autorin einige Gemeinsamkeiten haben. Doch sie lässt die Leserin noch Tage nach der Lektüre berührt, aufgewühlt und zugleich friedlich zurück.» Anja Raaber, Literarischer Monat



Eugen Ruge

Moderation: Ralph Müller

 

Mittwoch, 11. März 2020, 19.30 Uhr

Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

 

Ein Gespräch mit dem Autor über seine Erfahrungen als Erforscher und künstlerischer Gestalter seiner Familiengeschichte, die eng mit den schlimmsten Phasen der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts verquickt ist. Eugen Ruge liest aus seinem neuen Roman Metropol.

 

Eugen Ruge, geboren am 24. Juni 1954 in Soswa (Ural, Sowjetunion), aufgewachsen in der DDR. Mathematikstudium, Tätigkeit am Zentralinstitut für Physik der Erde, Potsdam. Seit 1985 freier Autor, 1988 Übersiedelung in die Bundesrepublik. Übersetzungen meh- rerer Tschechow-Stücke, Autor für Theater, Funk und Film. 2011 ausserordentlich erfolgreiches Debüt als Romanautor mit In Zeiten des abnehmenden Lichts. Eugen Ruge lebt in Berlin und auf Rügen.

 

 

Werke (Auswahl)

In Zeiten des abnehmenden Lichts, Roman, 2011

Cabo de Gata, Roman, 2013

Annäherung, Reiseberichte, 2015

Theaterstücke 1986–2008, Sammelband, 2015

Metropol, Roman, 2019

 

Auszeichnungen (unter anderen):

2011 Aspekte-Literaturpreis für In Zeiten des abnehmenden Lichts 2011 Deutscher Buchpreis für In Zeiten des abnehmenden Lichts 2020 Mainzer Stadtschreiber

 

Ausschnitt aus "Metropol":

 

Moskau 1936. Charlotte, deutsche Kommunistin, Mitarbeiterin der OMS, des Geheimdienstes der Komintern, ist mit ihrem Lebensgefährten und zahlreichen Bolschewiki der ersten Stunde im Hotel Metropol interniert. Ihr Leben ist verhältnismässig komforta- bel, aber in das langweilige Warten auf eine neue Aufgabe mischt sich bald Todesfurcht, denn die Mitbewohner werden von Schergen des NKWD nach und nach abgeholt und verschwinden für immer. Die Liquidation der OMS durch Stalins Richter ist ein kleiner Teil des Grossen Terrors, der «Säuberungen», die der Diktator zwischen 1936 und 1938 durchführen lässt.

Hunderttausende von «Verdächtigen» – Wissenschafter, Militärs, Künstler, Ökonomen, Kader aller Art – werden verschleppt, gefol- tert, zum Tode verurteilt und exekutiert. Dieser stetige Verlust an Führungskräften begann die elementaren Funktionen von Partei, Verwaltung und Armee zu gefährden. Daher wurde die Intensität der Verfolgung 1938 auf Befehl Stalins reduziert, ohne jedoch ein- gestellt zu werden.

Irritiert ist sie von dem Urteil, das der Richter am nächsten Tag fällt. Dass dreizehn der siebzehn Angeklagten zum Tode verurteilt werden, überrascht nach dem ersten Prozess kaum. Eher schon, dass vier mit Gefängnishaft davonkommen...

Wie man es wendet und dreht: Irgendwas stimmt nicht in diesem Prozess. Für einen Augenblick kommt es ihr vor, als hätten sich all diese Leute abgesprochen, als führten sie einvernehmlich ein grosses Schauspiel auf, und es würde – seltsame Hoffnung – in Wirklichkeit niemand erschossen.

Natürlich ist das Unsinn. Unmöglich kann ein sowjetisches Gericht die Weltöffentlichkeit auf solche Weise betrügen. Unmöglich, dass Hunderte von Verbrechen und Sabotageakten erfunden sind, dass Hunderte Journalisten sich ihre Berichte bloss ausdenken. Dass selbst ein Lion Feuchtwanger sich so an der Nase herumführen liesse. Zweihunderttausend Menschen haben, laut Prawda, auf dem Roten Platz für die Erschiessung der Volksfeinde demonstriert! Es ist unmöglich, dass alle verrückt geworden sind, alle mitspielen, alle blind sind und nur sie, das Lottchen aus Berlin-Steglitz, als Einzige sehend. Das ist lächerlich. Anmassend. Ist sie eine schlech- te Genossin? Fehlt ihr tatsächlich das Klassenbewusstsein? Der Klasseninstinkt?

 

 

Am Beispiel seiner Großmutter Charlotte macht Eugen Ruge sichtbar, was Menschen in der Kapsel einer Ideologie und in blindem Vertrauen auf einen skrupellosen Despoten, hier Josef Stalin, zu glauben imstande sind. Und wie sie Zweifel, die manchmal trotzdem in ihnen aufsteigen, niederringen: Indem sie den Fehler bei sich selber suchen und sich so gegen die offensichtliche Willkür und Perfidie immunisieren.

Foto: Eugen Ruge - Copyright Asja Caspari mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages.


Johanna Lier

 

Lesung und Gespräch

Moderation: Julia Knapp und Felix Ghezzi

  

Mittwoch, 12. Februar 2020, 19.30 Uhr

Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich

 

Zum aktuellen Roman "Wie die Milch aus dem Schaf kommt" (Verlag Die Brotsuppe)

 

Selma Einzig macht in der Hinterlassenschaft ihrer Grossmutter Pauline einen schockierenden Fund. Aus ihrem Alltag herausgerissen macht sich die 35-jährige Protagonistin auf die Suche nach verdrängten Teilen ihrer Familiengeschichte. Sie führt sie in die Ukraine und nach Israel.

 

Wer waren die papier- und mittellosen Vagabunden, die aus dem Gebiet der heutigen Ukraine in den Thurgau flüchteten und im kleinen Weiler Donzhausen die erste Nudelfabrik in der Ostschweiz gründeten?

Die Reise führt aus dem Vergessen und Verdrängen zu Orten der Selbstentdeckung. Das Erfinden von Erinnerungen, das Fabulieren, aber auch das Erforschen der Gegenwart und Zufallsbekanntschaften erweisen sich als überraschende Mittel, um Lücken zu füllen. Eine Suche nach der eigenen Herkunft, die höchst ambivalent bleibt und mitunter auch von einem verstörenden Unbehagen begleitet wird.

Die Erkenntnis, dass sich im Grunde nichts ändert, man lediglich ein Stück seines Wegs gegangen ist, lässt Selma Einzig ihr Vorhaben am Rand eines Kraters in der Wüste Negev in Rauch aufgehen.

Der Bericht einer abenteuerlichen Reise in einer globalen Gegenwart. Und ein Stück überraschender Industrie- und Migrationsgeschichte aus der Schweiz des 19. Jahrhunderts. 

 

Johanna Lier studierte Schauspiel in Bern und absolvierte einen Master of Arts in Fine Arts in Zürich. Sie lebt als Dichterin und freie Journalistin in Zürich.     

Nach jahrelanger Tätigkeit als Schauspielerin arbeitete sie als Redakteurin bei der Wochenzeitung WoZ. Sie veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und zwei ihrer Theaterstücke wurden uraufgeführt. Recherchen und politische Projekte führten sie für längere Zeit in den Iran, die Ukraine, nach Nigeria, Chile, Israel, Argentinien und Griechenland. 

Sie unterrichtet kreatives Schreiben an der Kunsthochschule Luzern und ist im JULL, junges Literaturlabor mit Jugendlichen, literarisch unterwegs. 

»Wie die Milch aus dem Schaf kommt« ist ihr erster Roman im verlag die brotsuppe.

 

Website: https://pillowbook.ch


 

Christian Lorenz Müller

liest

 

Moderation Elisabeth Boner

Mittwoch 8. Januar 2020 19.30 Uh

GZ Hottingen Gemeindestrasse 54 8032 Zürich (mit Tram 3 bis Hottingerplatz)

 

Türöffnung 18.30 Uhr

Gäste sind willkommen Eintritt frei

 

Foto: Christian Lorenz Müller Copyright - Johannes Amersdorf

 

Christian Lorenz Müller wurde 1972 in Rosenheim, Bayern, geboren und lebt als Schriftsteller und Literaturvermittler in Salzburg. Nach einer Lehre zum Trompetenmacher verbrachte er einige Gesellen- und Reisejahre in St. Gallen, Linz und München. Er schreibt Prosa und Lyrik.

Neben dem Schreiben rezensiert Müller für die Zeitschrift «Literatur und Kritik», den «poetenladen.de», «fixpoetry.com» und die Salz- burger Nachrichten. Zudem ist er Stammautor des Lyrikblogs «der-gol- dene-fisch.de» und Prosaredakteur der deutschen Literaturzeitschrift «Konzepte» (konzepte-zeitschrift.de).

Sein Debut «Wilde Jagd» ist eine Art Anti-Heimatroman. Müller por- trätiert den jungen sensiblen Bauern und Maskenschnitzer Emmeran. Dieser ist ein Eigenbrötler, der lieber seine Stallarbeit macht oder allein im Wald arbeitet, statt zu reden. Der schwere Arbeitsunfall seines Neffens wirft ihn plötzlich aus der Bahn und sein Schweigen muss enden.

In seinen zweiten, facettenreicheren Roman «Ziegelbrennen» the- matisiert Müller eine Familiengeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Erzählstränge beginnen mit der Zeit der faschisti- schen Ustascha-Diktatur in Kroatien während des Zweiten Weltkriegs und enden im Heute. Vertreibung, Flucht und Spurensuche bilden ein Mahnmal gegen das Vergessen.

 

Bücher

Ziegelbrennen. Otto Müller Verlag, Salzburg 2018

Wilde Jagd, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2010

 

Auszeichnungen

Bayrischer Kunstförderpreis 2012 Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung 2012 Würdigungsstipendium der LiterartMechana Wien 2012 Georg-Trakl-Förderungspreis für Lyrik 2012 Stadtschreiber von Schwaz in Tirol 1999

Christian Lorenz Müller online

 

www.christian-lorenz-müller.de

www.konzepte.zeitschrift.de

 


In Erinnerung: Arthur Häny (1924 - 2019)

In Gedenken.

 

Der Schriftsteller und Übersetzer Arthur Häny verstarb am 16. Juli 2019

Er präsidierte den Literarischen Club in den Jahren 1966 bis 1974.

 

Häny lebte und wirkte für das geschriebene Wort. Nach der Jugendzeit im Aargau studierte er Germanistik und Altphilologie an der Universität Zürich. Nach einer Dissertation über Friedrich Hölderlin im Jahre 1948 war er als Hauptlehrer für Deutsch und Alte Sprachen an den Gymnasien der Kantonsschulen Zürich tätig.

Mehr Informationen über sein reiches literarische Schaffen finden Sie auf Wikipedia oder in der Schweizer Nationalbibliothek in Bern.

 

Wir vom Präsidium und Vorstand des Literarischen Club Zürich denken heute sehr gerne an die Begegnungen mit Arthur Häny und seiner lieben Frau zurück und übersenden von hier aus unsere Gefühle und Dankbarkeit an die Angehörigen.

 

Der Gedichtband "Das innere Licht" von Arthur Häny erschien 2009 und ist eines der letzten Werke.


Zum hundertsten Geburtstag von Primo Levi

 

Einen Abend mit der Literaturkritikerin 

Maike Albath

über den Autor von "Ist das ein Mensch?".

Moderation: Jacqueline Aerne

  

Vortrag und Gespräch

Mittwoch, 13. November 2019, 19.30 Uhr

Gemeindestraße 54 (über dem Kreisbüro 7)

8032 Zürich[Foto von Maike Albath,Foto mit Copyright folgt in separater Datei]

 

Copyright Enrico Fontolan, Bibliotheca Hertziana

 

 

Zu Primo Levi

 

Ein wackliger Tisch, eine zugige Laborecke, etwas Zeit während der Mittagspause und ein Schulheft – mehr brauchte der Chemiker Primo Levi nicht, um sein erstes Buch zu schreiben. Er war 26 Jahre alt und hatte Ausschwitz überlebt. Ist das ein Mensch?nannte er sein autobiographisches Zeugnis, das innerhalb weniger Wochen entstand. „Das Buch wuchs fast spontan unter meinen Händen, wie ein Termitenhügel“, sagte er später. Er war als Jude und Widerstandskämpfer deportiert worden und entging den Gaskammern, weil er im Labor arbeitete. Aber der Turiner Verlag Einaudi, eigentlich die richtige Adresse für engagierte Literatur, lehnte das Manuskript ab: Italien war mit dem Wiederaufbau beschäftigt, man wollte nach vorne schauen und höchstens von glorreichen Partisanenkämpfen etwas hören. Schließlich erschien Levis Erfahrungsbericht im Herbst 1947 in einem Kleinverlag. Elf Jahre später kam das Buch dann doch noch bei Einaudi heraus – und zählte bald zur Weltliteratur. Von nun an war Primo Levi hochgeschätzt, veröffentlichte Romane, Erzählungen und Zeitungsartikel. Seine Auflagen schnellten in die Höhe, er wurde international berühmt und mit Preisen ausgezeichnet. Aber der zurückhaltende Turiner blieb ein Zentaur, wie er sich selbst einmal bezeichnete: Geschäftsführer einer Chemiefabrik und Schriftsteller. Erst Ausschwitz habe ihn zum Erzähler gemacht. Im Frühjahr 1987 nahm sich Primo Levi das Leben.

 

Biographie Dr. Maike Albath

 

Maike Albath studierte Romanistik und Germanistik an der Freien Universität Berlin und an der Università degli Studi in Padua. In ihrer Dissertation (1996) befasste sie sich mit dem zeitgenössischen Dichter Andrea Zanzotto, einem der bedeutendsten und zugleich schwierigsten Lyriker der italienischen Gegenwartsliteratur. Seit 1993 arbeitet Maike Albath als Journalistin beim Deutschlandfunk im Bereich Kultur. Ihre Literaturkritiken erscheinen in der Süddeutschen Zeitungund der Wochenzeitung Die Zeit. Neben einer Vielzahl von Sendungen über das literarische Italien entstanden in den letzten Jahren mehrere Bücher. Ihr besonderes Interesse gilt der italienischen Geistes- und Kulturgeschichte. 2010 erschien Der Geist von Turin. Pavese, Ginzburg, Einaudi und die Wiedergeburt Italiens nach 1943über die Gründung des Verlagshauses Einaudi. Um das Rom der 1950er und 1960er Jahre drehte sich der Band Rom, Träume. Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita(2013). Dass Sizilien literarisch wegweisend war, steht im Mittelpunkt ihres gerade erschienenen Buches Trauer und Licht. Lampedusa, Sciascia, Camilleri und die Literatur Siziliens(2019). Ihr aktuelles Projekt hat Neapel zum Gegenstand. Vermitteln Matilde Seraõ, Annamaria Ortese, Wanda Marasco und Ermanno Rea die Stadt als einen unbezwingbaren Körper oder als einen analysierbaren Raum? Welche Topoi nehmen die international erfolgreichen Neapel-Romane von Elena Ferrante auf? Welche Folgen haben die Verfilmungen der Bücher von Roberto Saviano und Elena Ferrante für die Selbstinszenierung der Stadt? Maike Albath ist im Oktober 2019 journalist Fellowan der Bibliotheca Hertziana.


Maja Haderlap

 

Lesung

Mittwoch, 9. Oktober 2019, 19.30 Uhr

Hottingersaal (über dem Kreisbüro 7), 

Gemeindestr. 54, 8032 Zürich

 

Moderation: Josef Estermann

 

Eintritt frei, Gäste willkommen

Türöffnung: 19 Uhr

 

 

 

 

Maja Haderlap

Engel des Vergessens (Roman)

Langer Transit (Lyrik)

Im langen Atem der Geschichte 

(Rede zur Hundertjahrfeier der Republik Österreich)

 

 

Textauszüge aus "Engel des Vergessens"

 

"Eiermädchen, nennt mich Grossmutter. Den Namen habe mir Grossvater gegeben, erzählt sie, als er krank auf der Ofenbank lag und auf mich achtgeben musste. Ich sei ein Schosskind gewesen, kaum mehr als ein Jahr alt, und habe die Eier in der untersten Lade der Stubenkredenz entdeckt, sie einzeln über den Holzboden rollen lassen und, sobald das Eigelb aus der Schale getreten war, sonci gre gerufen, dass Sonnchen geht auf. Grossvater habe mich beobachtet und sei so begeistert gewesen, dass er mich die Schüssel ausräumen liess und ihr verboten habe, mit mir zu schimpfen. Er habe gemeint, während sie die Eierspeise vom Boden aufwischte, dass man mit mir und mit ihm Mitleid haben müsse. Bald danach sei er gestorben, obwohl ich ihn unterhalten hätte." (S. 8/9)

 

"Sobald Grossmutter beginnt sich auszuziehen, fange auch ich an, meine Kleider abzulegen.

Im Unterhemd setzt sie sich aufs Bett und löst ihren dünnen, geflochtenen Haarzopf, den sie am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden hat. Ich knie mich hinter Grossmutter auf das Bett und fange an, sie zu kämmen. Ihre dünnen, grauen Haare fallen ihr zwischen die Schulterblätter. Sie legt abwechselnd die linke oder die rechte Hand auf den Teil des Kopfes, den ich gerade kämme. Vorsichtig, sagt sie, vorsichtig, und manchmal, nach einem Seufzer, es sei der 13. November gewesen, als sie das Lager betreten habe. Die Frauen, die mit ihr zu Fuss durch Fürstenberg getrieben worden seien, mussten sich nach der Einlieferung ausziehen. Schon in der ersten Stunde habe es Fliegeralarm gegeben. Nackt hätten sie zwei Stunden lang warten müssen, bis man sie untersucht habe. Dann habe man ihnen die Haare geschoren. Kaum sagt sie geschoren, schiebt sie meine Hand weg, als ob ich unerlaubterweise ihr Haar berührt hätte. Mit ein paar schnellen Handgriffen flicht sie einen Zopf und fixiert ihn mit Haarklammern wieder zu einem Knoten. ..... (S. 121)

 

 

Biografie

 

Maja Haderlap wurde 1961 in Eisenkappel / Zelezna Kapla (Österreich) geboren. Sie entstammt einer in Kärnten beheimateten slowenischen Familie, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien und war von 1992 bis 2007 Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Klagenfurt und unterrichtet an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

 

Maja Haderlap veröffentlichte Gedichtbände auf Slowenisch und Deutsch und Übersetzungen aus dem Slowenischen. Für den "Engel des Vergessens" erhielt sie unter anderem den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Rauriser Literaturpreis für das beste Romandebüt, den Prix du Premier roman etranger und letztes Jahr den Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich.

  

Stimmen

 

Peter Handke

"Maja Haderlap hat eine gewaltige Geschichte geschrieben ... Die Grossmutter wie noch keine, der arme bittere Vater wie noch keiner, die Toten wie noch nie, ein Kind wie noch keines."

 

Robert Menasse

"Maja Haderlap hat mit 'Engel des Vergessens' eine Erzählung vorgelegt, die, aus der Tiefe der Geschichte kommend, veranschaulicht, womit wir heute immer noch und wieder konfrontiert sind. Sie erzählt eine Geschichte, die, wenn wir zu lesen verstehen, historisch nicht bleibt, sondern erneut zur grossen Herausforderung unserer Lebenszeit wird: was es bedeutet, Minderheit zu sein, und dass manches besser wäre, wenn wir durch Identifikation begriffen, dass jeder eine (Minderheit) ist, was erst Empathie und damit soziales Funktionieren ermöglicht.

Und Maja hat dies auf eine Weise gemacht, wie nur grosse Literatur es kann: indem sie von Menschen erzählt, die so konkret und einzigartig sind in ihrer Individualität ... und zugleich so exemplarisch und typisch, dass sie das allgemein gültige Bild einer Epoche zeigen ..." (aus der Laudatio zum Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich)

 

 

Franz Haas (NZZ)

"Im Zentrum ihres Buches steht ... der einzige nennenswerte militärische Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Territorium des Dritten Reiches. Es waren die Kärntner Slowenen, die das Aussichtslose versuchten und dafür massenhaft mörderisch bestraft wurden, was in der österreichischen Geschichtsschreibung fast völlig verschwiegen wird. ...

Maja Haderlap erzählt diese historische Tragödie anhand ihrer Familiengeschichte, indem sie bravourös die verschiedensten literarischen Register zieht, die von der anfänglichen Kinderperspektive bis zur geschichtskundigen Essayistik und zur wortmagischen Poesie reichen." (Gegen das Schweigen nach dem Sturm, 8. Oktober 2011)

 

Foto: Maja Haderlap - Max Ammann / Wallstein Verlag


Regine Dieterle

Theodor Fontane (Biographie)

 

Lesung und Gespräch mit der Autorin über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem Leben und Werk des großen realistischen Erzählers.

 

Begrüßung: Martine Grosjean

Moderation: Ralph Müller

 

Mittwoch

11. September 2019 um 19:30 Uhr

Türöffnung um 19:00 Uhr.

 

Eintritt frei. Kollekte. Mit Apéro

 

200 Jahre Theodor Fontane - Regina Dieterles große neue Biografie liefert ein lebendiges Panorama des 19. Jahrhunderts. Zu seinem 200. Geburtstag widmet Regina Dieterle Theodor Fontane eine umfassende Biografie. Lebendig, anschaulich und auf der Grundlage jüngster Recherchen zeichnet sie ein zeitgemäßes Bild des scheinbar vertrauten Autors, der zu den großen europäischen Romanciers des 19. Jahrhunderts zählt. Neben den Romancier tritt nun der Reiseschriftsteller und Journalist. Wechselseitig betrachtet, werden die engen Verbindungen zwischen dem literarischen und dem journalistischen Werk deutlich. Das wirft nicht nur ein neues Licht auf Fontanes Arbeitsweise, sondern verändert auch unsere Lektüre der Romane. Regina Dieterles Biografie öffnet die Augen für ein staunenswertes Werk.

 

Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter des großen europäischen Romans auch Theodor Fontane lesen und entdecken wir bis heute immer wieder neu. Zu seinem 200. Geburtstag widmet ihm Regina Dieterle eine umfassende Biografie. Lebendig, anschaulich und auf der Grundlage jüngster Recherchen erzählt, zeichnet sie ein zeitgemäßes Bild des scheinbar vertrauten Romanciers, Reiseschriftstellers und Journalisten. Das wirft nicht nur ein neues Licht auf Fontanes Arbeitsweise, sondern verändert auch unsere Lektüre der Romane. Egal, ob einen Fontane schon viele Jahre begleitet oder ob man ihn erst kennenlernen will: Regina Dieterles Biografie öffnet die Augen für ein staunenswertes Werk.

 

Das Buch: "Theodor Fontane" von Regina Dieterle ist im Hanser Verlag erschienen.

 

Regina Dieterle, geboren 1958 in Horgen, Germanistin, studierte und promovierte an der Universität Zürich. Sie unterrichtet an der Kantonsschule Enge in Zürich. Seit 1998 regelmäßige Forschungsaufenthalte in Berlin und Brandenburg, unterstützt vom SNF (Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung). Entdeckte 2001 den Nachlass von Martha Fritsch-Fontane. Ab 2004 für zehn Jahre Vorstandsmitglied der Theodor Fontane Gesellschaft, 2010 bis 2014 als deren Vorsitzende. Publikationen zu Leben und Werk von Annemarie Schwarzenbach, Karl Stauffer-Bern, Theodor Fontane und Martha Fontane. Bei Hanser erschienen zuletzt: Die Tochter. Das Leben der Martha Fontane (2006) und Theodor Fontane. Biografie (2018). 

 

 

 

 von Willi-Peter Hummel, Quelle: Carl Hanser Verlag München

 



MELINDA NADJ ABONJI

 

IM SCHAUFENSTER IM FRÜHLING

TAUBEN FLIEGEN AUF

SCHILDKRÖTENSOLDAT

 

Lesung und Gespräch

Mittwoch, 10. April 2019 um 19:30 Uhr

Hottingersaal, Gemeindestraße 54, 8032 Zürich

 

Moderation: Josef Estermann

 

Freier Eintritt, Kollekte, Apéro

 

© Gaëtan Bally/Suhrkamp Verlag

 

Textauszug aus 'Schildkrötensoldat':

 

Man hat Jenö man hat ihn an meinen Rucksack gebunden, nach zwei Kilometern, weil er nicht mithalten konnte, bei einem Trainingsmarsch -M-A-R-S-C-H- dem letzten, vor Vukovar

das Spiel, bald wird es ernst! so der Raubvogel

ja, sie haben Jenö mit Riemen liessen der Kommandant und der Leutnant ihn an meinen Rucksack festbinden, von seinen Traggurten aus an meinen Rucksack -R-Ü-C-K-E-N- Marschrekord! der Kommandant und der Leutnant wollten einen neuen Rekord aufstellen

Kertész, du hast die Verantwortung für deinen Fettsack im Schlepptau, verstanden? jetzt kannst du ihm helfen!

Jenö lachte oder lächelte, er und ich, wir mussten vorne marschieren, hinter dem Kommandanten und dem Leutnant, und die Truppe, vierundzwanzig Mann, hinter uns 

ein Morgen so frisch wie das Wasser im Gesicht

-S-P-Ä-T-S-O-M-M-E-R-

-F-R-Ü-H-H-E-R-B-S-T-

Tage, an denen sich die Jahreszeiten kreuzen, ein Tag, an dem man doch sitzen und den Tag, die aufgehende Sonne bewundern müsste

Kertész, Zigeunerfratze, Schlappschwanz, du hast die Verantwortung für deinen Fettsack im Schlepptau! so der Leutnant vor uns

oh, ich werde diesen Satz nie vergessen, nicht wegen Zigeunerfratze oder Schlappschwanz, nicht wegen Fettsack, sondern wegen Verantwortung

-V-E-R-A-N-T-W-O-R-T-U-N-G-

Kertész, du erleichterst ihm das Marschieren im eingeschlagenen Tempo!

ich habe nicht widersprochen, nein, niemand hat widersprochen, wir waren alle, alle waren wir ein einziger Antrieb, und Jenö und ich haben mitgehalten, am Anfang, wir haben sogar ein Lied gesungen, das ich ihm beigebracht habe, über das er immer gespottet hat

"eine Knospe war ich, als ich geboren wurde, eine Rose, als ich Soldat wurde, im eigenen Dorf, da bin ich aufgeblüht, in der Kaserne, da bin ich verwelkt ..."

und der Leutnant, er hat gelacht, das ist das falsche Lied, ihr Waschlappen! und er stimmte sein Lieblingslied an, "ich marschier zu dir, ich marschier zu dir, vorn und hinten, gut bestückt, leck ich dich wund, zu jeder Stund"

nach drei Kilometern hat Jenö nur noch laut gekeucht, ich habe ihm zugeredet, ihn mein Habundgut genannt, meinen liebsten Anhänger, ich habe ihm gut zugeredet, obwohl reden und marschieren anstrengend ist, aber ich habe es getan, damit er weiss, damit er weiss, dass ich da bin, Jenö hat nicht geantwortet, und ich bin kurz stehengeblieben, habe ihm den Rucksack abgenommen

 

 

Biografie

Melinda Nadj Abonji wurde 1968 in der Vojvodina geboren. Sie entstammt einer ungarischen Familie und verbrachte ihre ersten Jahre bei ihrer Grossmutter in Jugoslawien. Im fünften Altersjahr kam sie zu ihren Eltern in die Schweiz.

Melinda Nadj Abonji studierte in Zürich Germanistik und Geschichte und erwarb 1997 das Lizentiat. Sie lebt als Schriftstellerin und Musikerin in Zürich.

 

Melinda Nadj Abonji debütierte 2004 mit dem Roman "Im Schaufenster im Frühling" im Ammann-Verlag. 

2010 erschien 'Tauben fliegen auf' im Jung-und-Jung-Verlag in Salzburg und Wien. Melinda Nadj Abonji erhielt dafür sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis.

2017 erschien 'Schildkrötensoldat' bei Suhrkamp. Er wurde mit dem Schillerpreis der ZKB ausgezeichnet.

'Tauben fliegen auf" wurde bisher in neunzehn Sprachen übersetzt.

 

Pressestimmen

 

Martin Ebel in Tagesanzeiger zu 'Schildkrötensoldat':

Und in dieser Welt ist das "Glück eine Luke, aus der man an einem warmen Tag den Kopf herausstreckt. Und in der es "das Schönste ist, einen Apfel, der in den Dreck gefallen ist, aufzuheben, den Dreck in aller Sorgfalt, von allen Seiten von ihm abzureiben, bis der Apfel einen Glanz hat wie ein windstiller See."

... stärker als die grundsätzlich-abstrakte Abrechnung mit einem Denk- und Gesellschaftssystem überzeugt die Anschauung: eines besonderen Menschen, der in diesem System unter die Räder kommt. Und mit ihm eine ganze, friedliche, poetische und versponnene Welt. 

 

Klaus Kastberger zu 'Tauben fliegen auf":

'Tauben fliegen auf' ist ein wirklicher Glücksfall der Literatur und wurde mehr oder weniger flächendeckend (und das ist doch einigermassen erstaunlich) auch als ein solcher rezipiert. Von der Neuen Zürcher Zeitung bis hin zur F.A.Z., von der Welt bis zur Süddeutschen, und von der Taz bis zur Frankfurter Rundschau waren sich alle einig, die sonst so gerne unterschiedlicher Meinung sind: Hier liegt ein Buch vor, das es gebraucht hat, nicht allein, weil es das Thema Jugoslawien in einer ganz und gar ungeschwätzigen Weise behandelt, sondern vor allem auch, weil dieses Buch, das ja zuvorderst gar kein Jugoslawien-Buch ist, sondern eines über die Immigration in der Schweiz, Jugoslawien im Herzen trägt.

 

Urs Bugmann, Einführung zu 'Tauben fliegen auf':

Es ist eine Sprache, die das Erleben von innen heraus beleuchtet. Die unaufhebbare Distanz des Fremdseins schärft nicht allein das Auge der Beobachterin. Sie formt mit an der Sprache, die in ihren musikalischen Klängen und Rhythmen, in den leicht hingemalten poetischen Bildern etwas von jener Welt und Atmosphäre bewahrt, die Heimat bleibt, auch wenn sie mit keiner Rückkehr mehr erreicht werden kann.

Dieses Buch berührt nicht nur mit seiner Geschichte. Es ist ein Sprachkunstwerk, das auf die Worte dieselbe Aufmerksamkeit richtet, dieselbe Sorgfalt anwendet wie auf die geschickt gefügten Fäden der Geschichte, die einmal komisch und dann wieder traurig ist. Eine weiche und anschmiegsame Sprache voller Zwischentöne trägt das Erzählen. ...

Immer ist es eine Sprache, die zwischen Meinen und Sagen keinen Unterschied kennt, die kein falsches Spiel treibt und keine leeren Fassaden aufrichtet. Es ist eine Sprache voller Leben - und voller Zuneigung für die Menschen, von denen sie erzählt.


FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS

Als die Bücher noch geholfen haben – Die Zukunft der Schönheit

 

Ein Gespräch mit dem Autor über seine Erfahrungen als Lektor, Dichter, Zeitzeuge an Wendepunkten der deutschen Geschichte und Gesellschaft seit 1968. F.C. Delius liest aus seinen Erzählungen «Bildnis der Mutter als junge Frau» und «Die Zukunft der Schönheit».

 

Moderation Ralph Müller

Mittwoch 20. März 2019 19.30 Uhr

GZ Hottingen Gemeindestrasse 54 8032 Zürich

 

 

mit Tram 3 bis Hottingen

Türöffnung 19.00 Uhr

Gäste sind willkommen Eintritt frei

 

Foto: Friedrich Christian Delius von Jürgen Bauer - Rowohlt Verlag

 

Friedrich Christian Delius, geboren am 13. Februar 1943 in Rom, aufgewachsen in Wehrda und Korbach in Hessen. Seit 1963 in Berlin, Studium an der Freien und Technischen Universität, Dr. phil. 1970. Bis 1978 Lektor für Literatur in den Verlagen Klaus Wagenbach und Rotbuch. Prozesse, welche die Siemens AG (1972-76) und Helmut Horten (1979-82) gegen ihn führten, erfolgreich überstanden. Seit 1978 freier Schriftsteller, von 1978-80 in Beek bei Nijmegen/NL, von 1980-84 in Bielefeld. Seitdem lebt er wieder in Berlin (von 2001 bis 2013 in Rom und Berlin).

"...in Russland sah es nicht mehr nach grossen Siegen aus, man sprach fast nicht mehr von Siegen, man sprach nur noch von der Dauer des Krieges, und was war der grausame Krieg wert, wenn nicht mehr gesiegt wurde, einen Krieg ohne Sieg konnte sie sich nicht vorstellen,

seit sie zwölf war, hatte der Führer das Deutsche Reich von einem Sieg zum andern geführt, es war, solange sie denken konnte, immer nur gewonnen, erobert, gefeiert, gejubelt worden, für die politischen und militärischen Erfolge wurde auch in den Gottesdiensten mit Gebeten gedankt, und nur wenn gesiegt würde, könnte ihr Mann schnell zurückkommen, wenn aber an fast allen Fronten noch mehr Niederlagen drohten, bliebe er fort, in immer grösserer Lebensgefahr, und sie müsste länger und länger warten,

was sollte aus dem schönen Deutschland werden ohne Siege, das war gar nicht auszudenken, das war verboten zu denken, sie verbat sich das, und während ihre Sehnsucht südwärts nach Afrika flog,

tauchte die Wartburg vor ihren Augen auf..."

Aus: Bildnis der Mutter als junge Frau

F.C. Delius versetzt sich in dieser biographisch fundierten Erzählung in die Gedanken seiner Mutter, die schwanger mit ihm, dem künftigen Autor, ihrem Mann Ende 1942 nach Rom gefolgt ist. Dieser, ein zur Wehrmacht eingezogener protestantischer Pfarrer, wird, kaum ist sie in Italien angekommen, nach Afrika versetzt. Die zitierte Passage steht als Beispiel für die Meisterschaft des Dichters, historisch-poli- tische Hintergründe und Zusammenhänge in eine Sprache zu integrie- ren, die sich wunderbar leicht und genau aus der Situation und dem Fühlen der Protagonistin entwickelt.

 

Werke (Auswahl)

• Mogadischu Fensterplatz, Roman, 1987

• Die Birnen von Ribbeck, Erzählung, 1991

• Selbstporträt mit Luftbrücke, Gedichte, 1993

• Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde, Erzählung, 1994

• Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus, Erzählung, 1995

• Amerikahaus und der Tanz um die Frauen, Roman, 1997

• Warum ich schon immer Recht hatte – und andere Irrtümer. 2003 • Mein Jahr als Mörder, Roman, 2004

• Prospero. Opernlibretto, 2006

• Bildnis der Mutter als junge Frau, Erzählung, 2006

• Als die Bücher noch geholfen haben. Biografische Skizzen, 2012 • Die linke Hand des Papstes, 2013

• Die Liebesgeschichtenerzählerin, Roman, 2016

• Warum Luther die Reformation versemmelt hat, 2017

• Die Zukunft der Schönheit, Erzählung, 2018

Auszeichnungen (unter vielen anderen):

Georg-Büchner-Preis 2011. Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Künste Berlin. Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 2017


Soirée francophone

 

Brigitte GIRAUD

 

Un loup pour l’homme

 

Moderation: Martine Grosjean

in französischer Sprache

 

Hottingersaal

Gemeindestraße 54

8032 Zürich

 

Mittwoch 27. Februar 2018

19.30

 

Türöffnung 19.00

 Eintritt frei, Kollekte mit Apéro

 

 

 

 

 

 

© Lise Gaudaire

 

Brigitte Giraud est écrivain, née en Algérie et vit à Lyon. Elle publié une dizaine de romans, récits, nouvelles dont L'Amour est très surestimé (Stock, prix Goncourt de la nouvelle 2007), Une année étrangère (Stock, prix Giono 2009), Avoir un corps (Stock 2013) et Un loup pour l'homme (Flammarion 2017), un roman autour de la guerre d'Algérie, en cours d'adaptation au cinéma.

 

Ses livres sont traduits dans une quinzaine de langues.

 

Mars 1960

Le médecin parcourt la lettre que lui tend Lila et considère les analyses de sang. Il reste distant, inaccessible derrière ses verres épais. Puis il demande pourquoi cette décision.

C’est abrupt et tranchant.

Lila fait un début de phrase bancal, celui qu’elle a préparé pendant tout le voyage.

Le médecin ne voit aucune raison d’interrompre la grossesse. Elle est en parfaite santé, elle est jeune. Il fait celui qui ne veut pas comprendre. Lila répète que son mari est appelé pour l’Algérie. Mais le médecin ne regarde pas Antoine, cela est déconcertant. Il ne s’adresse qu’à la future mère comme si elle était la seule concernée, comme si Antoine n’était qu’un accompagnateur.

Il n’est pas dans le tempérament d’Antoine de prendre une parole qui ne lui est pas donnée, alors il demeure silencieux, presque honteux. Il ne vient pas au secours de Lila et on peut parier qu’elle lui en voudra. Il tente toutefois de faire remarquer que son père à lui a vécu un drame en quarante, et qu’il préférerait ne pas … Mais le médecin le coupe et dit que l’Algérie, ce n’est pas la même chose qu’une guerre.

Pour mettre un terme à l’entretien, le médecin ajoute, d’un air satisfait, que si toutes les femmes de soldats avaient avorté, la terre serait dépeuplée.

Au retour de Genève, la route est longue sur la Vespa. Lila espère un accident, une chute, des ornières sur la route. Elle voudrait couler, elle pense à tomber, elle se dit qu’elle trouvera un moyen. Accrochée à Antoine, elle abandonne son visage à l’air qui le fouette, elle ne prend garde à rien. Elle veut bien avoir mal, elle préfère souffrir, sentir son dos qui lance des pics, et son ventre qui se crispe à chaque nouvelle accélération. Elle espère que quelque chose va arriver, qui va la délivrer. Elle refuse d’être qui elle est, Lila, vingt-deux ans, un bébé prévu pour l’automne et un mari bientôt confisqué.

 

 

Extrait de Un loup pour l’homme,

éd. Flammarion 2017, pp. 13-14

Elle collabore avec des musiciens comme Dominique A, Bastien Lallemant ou Albin de la Simone pour des lectures musicales.


Impressionen von der Lesung mit iris Wolff am 23. Januar 2019

Iris Wolf liest aus ihren Romanen

 

Moderation:

Elisabeth Boner

 

Mittwoch, 23. Januar 2019, Türöffnung um 18:30 Uhr

 

Rüffer & Rub

Alderstraße 19

8008 Zürich

 

 

 

Eintritt frei, Kollekte.

 

 

Iris Wolf, geboren 1977 in Hermannstadt/Siebenbürgen. Studium der Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik und Malerei in Marburg an der Lahn. Langjährige Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach. 2013 Literaturstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg, 2014 Ernst-Habermann-Preis, 2018 Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg. Mitglied im Internationalen PEN. 

 

Im Otto Müller Verlag veröffentlicht:

Halber Stein (2012)

Leuchtende Schatten (2015)

So tun, als ob es regnet (2017)

 

Vorträge, Lehrtätigkeiten (Auswahl):

* Workshops, Akademie Schloss Rotenfels, Gaggenau: Literarisches Schreiben, Kalligrafie, Malerei, 2007

* Videowerkstatt zur Ausstellung Christian Jankowski, Kunstmuseum Stuttgart, 2008/09

* Universität Stuttgart, Institut für Literaturwissenschaft, Literaturgeschichte zeigen, 2010

* Jurorin des Schülerschreibwettbewerbs Jean Pauls Taschendruckerei, Jean-Paul 2013 e.V.

* Vorträge am Theater Baden-Baden, Festival Fit fürs Abi in Fünf Tagen, 2010 bis heute

* Jurorin des Schülerschreibwettbewerbs Dein Traum von der Zukunft, Stiftung Kinderland Baden-Württemberg, 2015

* PH Freiburg, Erziehungswissenschaft Qualität in der Kulturellen Bildung, 2017

* Literarischer Eröffnungsvortrag des Internationalen Bibliothekskongresses, Graz, 2018


Ilma Rakusa. Foto: Günther Rakusa und Michail Schischkin. Foto: SRF

Ilma Rakusa und Michail Schischkin im Gespräch

 

Moderation: Urs Heinz Aerni

Mittwoch, 14. November 2018 um 19:30 Uhr, Türöffnung um 18:30 Uhr

Rüffer & Rub,, Alderstraße 19, 8008 Zürich

 

Eine Begegnung mit zwei Menschen, die sprachlich mit der Welt auf Tuchfühlung gehen und sie hinterfragen.

 

lma Rakusa wurde am 2. Januar 1946 als Tochter eines Slowenen und einer Ungarin in Rimavská Sobota (Slowakei) geboren. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie in Budapest, Ljubljana und Triest. 1951 übersiedelte sie mit den Eltern nach Zürich. Von 1965 bis 1971 studierte sie Slawistik und Romanistik in Zürich, Paris und St.Petersburg. Ihre Dissertation "Studien zum Motiv der Einsamkeit in der russischen Literatur" kam 1973 beim Peter Lang Verlag heraus. 1977 debütierte sie mit der Gedichtsammlung "Wie Winter". Seither sind zahlreiche Lyrik-, Erzähl- und Essaybände erschienen. Ilma Rakusa übersetzt aus dem Russischen, Serbokroatischen, Ungarischen und Französischen, als Publizistin (Neue Zürcher Zeitung,  Die Zeit) und als Lehrbeauftragte setzt sie sich für die Vermittlung osteuropäischer Literaturen ein. Ihre Arbeit wurde mit namhaften Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, und lebt in Zürich.

www.ilmarakusa.info

 

Werke (Auswahl):

Wie Winter. Gedichte; Edition Howeg, Zürich, 1977

Die Insel. Erzählung; Suhrkamp, Frankfurt a. M., 1980

Stepp. Erzählungen; Suhrkamp, Frankfurt a. M., 1990

Langsamer! Gegen Atemlosigkeit; Droschl, Graz, 2005

Mehr Meer. Erinnerungspassagen; Droschl, Graz, 2009

Alma und das Meer.; SJW, Zürich, 2010

Fremdvertrautes Gelände.; Thelem, Dresden 2011

Aufgerissene Blicke. Berlin Journal.; Droschl, Graz, 2013

Einsamkeit mit rollendem „r“. Erzählungen.; Droschl, Graz, 2014

Impressum: Langsames Licht. Gedichte.; Droschl, Graz, 2018

 

Michail Schischkin gehört zu den wichtigen russischen Autoren der Gegenwart. Er wurde 1961 in Moskau geboren, studierte Linguistik und unterrichtete Deutsch. Seit 1995 lebt er in der Schweiz. Seine Romane »Venushaar« und »Briefsteller« wurden national und international ausgezeichnet, u.a. erhielt er als einziger alle drei wichtigen Literaturpreise Russlands. 2011 wurde ihm der Internationale Literaturpreis Haus der Kulturen der Welt in Berlin verliehen. Sein Roman »Die Eroberung von Ismail« wurde u.a. mit dem Booker-Prize für das beste russische Buch des Jahres (2000) ausgezeichnet. Der Übersetzer Andreas Tretner hat es ermöglicht, die vielen Anspielungen des Originals für deutschsprachige Leserinnen und Leser erfahrbar zu machen. Seine Bücher wurden in 27 Sprachen übersetzt. In Artikeln, Essays und in Sendungen wie Sternstunden von SRF beschäftigt er sich intensiv mit den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Russland. Heute lebt Michail Schischkin als freischaffender Schriftsteller im Kanton Solothurn.

 

Werke (Auswahl)

Montreux – Missolunghi – Astapowo. Auf den Spuren von Byron und Tolstoj.; Limmat, Zürich, 2002

Venushaart. Roman.; DVA München, 2011

Briefsteller. Roman.; DVA München, 2012

Auf den Spuren von Byron und Tolstoi. Eine literarische Wanderung von Montreu nach Meiringen.; Rotpunkt, Zürich, 2012

Die Eroberung von Ismael. Roman; DVA München, 2017

 

Zwei Stimmen über die Arbeit von Ilma Rakusa

»Mit funkelnder Ingeniosität poetisiert Ilma Rakusa Berlin, bis daraus ein facettenreiches Kunstwerk hervorgeht, das gerade im Bewusstsein seiner inneren Widersprüchlichkeit eine stilvolle Aura entfaltet.« (Björn Hayer, FAZ)

 

»Dass Ilma Rakusa auch Lyrik schreibt, merkt man den Sätzen aufs glücklichste an. Die Stimmung ist das Material ihrer Erinnerung, herbeigezaubert durch Worte, Gerüche und Bilder.« (Der Spiegel)

 

 

Zwei Stimmen über die Arbeit von Michail Schischkin

»Ein wunderschönes, kraftvolles, faszinierendes Buch. Ein Meilenstein nicht nur der russischen Literaturgeschichte, sondern auch der russischen Selbsterfahrung.«

(Nezavisimaja gazeta)

 

»Wer sich in Schischkins komplexe Welt verirrt, dürfte rasch an ihrer Vielfalt Vergnügen finden. Nicht umsonst schwingt sich sein herrlich grimmiges und opulentes Erzählen wie eine Girlande durch die moderne russische Geschichte.« (MDR Kultur)


Sprache ist nicht gleich Sprache
Ulla Steffan und Marco Todisco im Gespräch

Eine Spurensuche mit Musik

 

Moderation: Urs Heinz Aerni
Rüffer & Rub, Alderstraße 19, 8008 Zürich


Mittwoch, 24. Oktober 2018
19:30 Uhr
Gäste sind willkommen
Eintritt frei - Kollekte

 

Sprache und Kultur sind untrennbar miteinander verbunden. Sprachen sind Werkzeuge des Ausdrucks, des Denkens und des Handelns, die wiederum unser Denken und Handeln beeinflussen. Über solche Zusammenhänge wird an diesem Abend ausgiebig parliert und musiziert. Unsere beiden Gäste bewegen sich in verschiedenen Sprachwelten und – kulturen.

Ulla Steffan stammt aus Deutschland, vermittelt als Verlagsmitarbeiterin internationale Geschichten im Unionsverlag und ist Kennerin sizilianischer Kultur und Lebensart.

Marco Todisco, Sohn italienischer Einwanderer, aufgewachsen in Graubünden, lebt als Musiker und Sportlehrer in Zürich. Er singt Geschichten sowohl auf Italienisch als auch in Mundart.

Unser Gastgeber und Vorstandsmitglied, Urs Heinz Aerni, stammt aus Solothurn, wäre eigentlich Zuger aber plaudert Aargauisch und pendelt zwischen Zürich und Graubünden.

 

Ulla Steffan, Buchhändlerin und Verlagsmitarbeiterin im Unionsverlag, ist nach mehreren längeren Aufenthalten in Sizilien Kennerin sizilianischer Kultur und Lebensart. www.unionsverlag.com

 

Marco Todisco, geboren 1972, Sohn italienischer Einwanderer, aufgewachsen in Graubünden, lebt als Musiker und Sportlehrer in Zürich. 2011 erschien im Zytglogge Verlag sein erstes Liedermacher-Album «Passatempo», 2015 sein zweites «Vivere accanto». Er ist zudem Moderator der italienischen Talk-Sendung «Caffè Todisco» bei Radio und TV Südostschweiz sowie Captain der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft der Schriftsteller.www.marcotodisco.ch

 


Gianna Olinda Cadonau liest aus ihrem Werk in rätoromanischer und deutscher Sprache

 

Andri Steiner begleitet die Gedichte auf seiner Klarinette

 

Moderation: Flurina Peper

rüffer & rub, Alderstrasse 21, 8008 Zürich, Mittwoch, 19. September 2018

Türöffnung 18:30 Uhr, Eintritt frei

 

Gianna Olinda Cadonau liest aus ihrem 2016 erschienen Gedichtband Ultim’ura da la not – Letzte Stunde der Nacht. Es sind Gedichte aus dem Land zwischen Tag und Nacht, zwischen Gestern und Heute.  Sie wird uns auch eine Kostprobe aus ihren unveröffentlichten Kurzgeschichten geben, wo wunderliche Tiere aus Träumen hervortreten und geheimnisvolle Türen uns in andere Dimensionen führen, Tschella vart - Da bes-chas magicas e portas clandestinas / Die andere Seite – Von magischen Tieren und geheimen Türen.

 

Begleitet wird Gianna Olinda Cadonau vom Saxophonisten / Klarinettisten Andri Steiner aus Lavin (GR). Seine Musik zeichnet Hügel, Abgründe, Wälder und Seen aus dem Land zwischen Tag und Nacht.

  

Es sind Schnittstellen, welche die junge Dichterin faszinieren: der Schleier, der von der Nacht in den Tag führt; die Luft, welche Erde und Himmel trennt; die Länder des vertrauten und fremden Kontinents. Oder auch das Du, zwischen dem Ich und dem eigenen Ich. Fremdes und Verwandtes. Nähe und Ferne in sich selbst und um sich herum. In den Gedichten werden die Grenzen gesucht und ausgelotet, werden die Wurzeln ertastet, im Hoffen und Sehnen und auch im Schmerz.

Ultim’ura da la not

 

ILS cunfins da mia patria

sun ils noms da mias bramas

sun las portas al cuffort

sun cuttüras inuondadas

percurrüts

perscrutats

e surpassats

tantas e tantas jadas

 

MINCHATANT perda

tuot meis pleds.

 

Els sfuondran chafuol

as transmüdan

e croudan our da man

Sco schi crodessan in lös,

als quals eu mai nu rivess

eir sch’eu provess

cun tuotta forza.

 

I sfuondran nüds

aint il nüglia

intant cha teis

portan curunas.

Letzte Stunde der Nacht

 

DIE Grenzen meiner Heimat

sind die Namen meiner Sehnsüchte

sind die Türen zum Trost

sind ein überschwemmtes Feld

entlang gegangen

ausgelotet

und überschritten

 

wieder und wieder

 

MANCHMAL verliere ich

all meine Worte.

 

Sie sinken tief

werden anders

und entfallen,

als fielen sie an Orte,

wohin ich niemals folgen kann,

auch wenn ich wollte,

mit aller Kraft.

 

Nackt sinken sie

ins Nichts hinein,

während deine

 


Aus: Nachwort von Mevina Puorger zum Gedichtband „Ultim’ura da la not – Letzte Stunde der Nacht“


Thomas Hürlimann

Aufbruch und Heimkehr

 

Ein Gespräch mit dem Autor über Wendepunkte in seinem Leben und Schaffen, die Beschäftigung mit Gottfried Keller und die schwierige Arbeit an seinem Lebensroman, der im Herbst erscheinen wird

Moderation: Ralph Müller

GZ Hottingen                                                                                  Gemeindestraße 54 8032 Zürich (mit Tram 3 bis Hottingen)

Mittwoch, 9. Mai 2018 

Türöffnung 19 Uhr

Eintritt frei

 

Bild von Jannis Keil

  

Mit dem Erzählungsband „Die Tessinerin“ und dem Theaterstück „Grossvater und Halbbruder“ stellte sich der Dreissigjährige 1981 gleich mit zwei Werken vor, die einen unverwechselbaren, neuen Klang in die deutschsprachige Literatur brachten und das gültige, tragfähige, Fundament eines Lebenswerks bildeten, das sich reichhaltig und vielfältig aus der Geschichte der eigenen Familie entwickelte.

Thomas Hürlimann, 1950 in Zug geboren, war  Stiftsschüler im Kloster Einsiedeln, studierte Philosophie in Zürich und Berlin, arbeitete als Regieassistent und Produktionsdramaturg am dortigen Schiller-Theater und hat seit 1981 eine beeindruckende Fülle von ganz eigenständigen Bühnen- und Prosawerken vorgelegt. Die ausgedehnten Lebensphasen in Berlin führten zu einem kritischen Blick auf die Geschichte unseres Landes, aber nie zur Verleugnung seiner Wurzeln in der katholischen Innerschweiz.

 

Die Wahrheit, meinte der Doktor mit Heidegger, entbirgt sich. Das Seiende begegnet uns. Und war es nicht so? Natürlich war es so. Bisher hatte ich mir die Wirklichkeit nach meinen banalen, bürgerlichen Vorstellungen zurecht-gebogen; ich hatte mich in einer Täuschungsblase befunden, wie Platons Höhlenbewohner, und dem-entsprechend langweilig gelebt. Jetzt lief es umgekehrt. Und wie es lief! Die Welt stellte sich mir vor, dem Phänomenologen und angehenden Schriftsteller. Gemeinsam mit dem Doktor würde ich mich ganz und gar ins Staunen zurückziehen, um dort, im Niemandsland hinter dem eigenen Subjekt, den Advent der Dinge aufzusuchen. Dann würde sich die Wahrheit entbergen. Dann würde die Wirklichkeit sprechen und sich praktisch von selbst zu einem packenden Romanstoff entwickeln.

 

Aus: L’esprit de l’escalier, Vorlesung, 2007

 

 

Im Sammelband „Der Sprung in den Papierkorb“ beschreibt Thomas Hürlimann, wie er zum Autor wurde: Im ersten Text erfahren wir, wie der frühe Tod seines jüngeren Bruders ihn zum Dichter werden liess. Im letzten, aus dem der oben stehende Ausschnitt stammt, wie ihn zur gleichen Zeit sein verehrter Berliner Philosophie-lehrer, der „Doktor“, aus seiner Täuschungsblase befreite und ihm die Sicht auf das weite Land hinter dem eigenen Subjekt eröffnete. Auch die Hommage für den Doktor galt einem Toten, denn dieser war schon in den siebziger Jahren freiwillig aus dem Leben geschieden.

 

Mit dem Erzählungsband „Die Tessinerin“ und dem Theaterstück „Grossvater und Halbbruder“ stellte sich der Dreissigjährige 1981 gleich mit zwei Werken vor, die einen unverwechselbaren, neuen Klang in die deutschsprachige Literatur brachten und das gültige, tragfähige, Fundament eines Lebenswerks bildeten, das sich reichhaltig und vielfältig aus der Geschichte der eigenen Familie entwickelte.

 

 

Werke (Auswahl):

        

Die Tessinerin. Geschichten, 1981

Grossvater und Halbbruder. Ein Theaterstück, 1981

Das Gartenhaus. Novelle, 1989

Der Gesandte, Stück, 1991

Der Franzos im Ybrig, Komödie, 1996

Das Holztheater. Geschichten und Gedanken, 1997

Der grosse Kater, Roman, 1998

Das Einsiedler Welttheater. Nach Calderón de la Barca, 2000

Fräulein Stark. Novelle, 2001

Vierzig Rosen, Roman, 2006

Der Sprung in den Papierkorb. Geschichten, Gedanken und Notizen am Rand, 2008

Dämmerschoppen. Geschichten, 2009

Nietzsches Regenschirm, 2015

 

Auszeichnungen (unter anderen):

Joseph-Breitbach-Literaturpreis    (2001)

Jean-Paul-Preis     (2003)

Thomas-Mann-Preis (2012)

Hugo-Ball-Preis (2014)

Mitglied der Akademie der Künste Berlin

Ehrendoktorat der Universität Basel, 2016

 


SOIREE LITTERAIRE

« L’Ordre des choses » de Sebastien MEIER

le 11 avril 18, 19.30

Literarischer Club

Éd. rüffer&rub

Alderstraße 21, 8008 Zürich

 

Le jeune auteur suisse romand vient nous parler du troisième roman de sa trilogie dans laquelle il tisse une intrigue haletante aussi bien parmi les milieux interlopes de clubs échangistes que dans les bureaux stériles de multinationales et de banques helvétiques peu scrupuleuses, entre les filets bien serrés du darkweb.

 

Modération: Martine Grosjean

In französischer Sprache

 

Entrée libre

 

"Sébastien Meier est né en 1988 en Suisse où il réside, du côté de Lausanne. Voyageur, danseur de flamenco, auteur de théâtre, membre du collectif AJAR (Vivre près des tilleuls, Flammarion, 2016), serveur, veilleur de nuit dans un foyer de l’Armée du Salut, fondateur de la maison d’édition Paulette, il est l’auteur, chez Zoé, d’une trilogie noire ayant pour cadre la Suisse, composée des Ombres du métis (2014), pour lequel il a reçu le Prix des lecteurs de la ville de Lausanne, du Nom du père (2016) et de L’Ordre des choses (2017)."

À paraître le 12.4.18 : Les Casseurs d’os, éd. Fleuve noir 


Nach der kurzfristigen Absage des Autors aus Krankheitsgründen, las Sepp Estermann aus dem aktuellen Roman.

 

 

Charles Lewinsky

DER WILLE DES VOLKES

Kriminalroman 

 

Moderation: Marise Lendorff - El Rafii

 

Mittwoch 

7. März 2018

19.30 Uhr

Türöffnung 18.30 Uhr

 

Eintritt frei, Kollekte

 

 

Foto: Claudia Gerrits

 

Charles Lewinsky wurde 1946 in Zürich geboren. Er arbeitete als Dramaturg, Regisseur und Redaktor. Er schreibt Hörspiele, Romane und Theaterstücke und verfasste über 1000 TV-Shows und Drehbücher, etwa für den Film " Ein ganz gewöhnlicher Jude" (Hauptdarsteller Ben Becker, ARD 2005). Für den Roman Johannistag wurde er mit dem Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank ausgezeichnet. Sein Roman Melnitz wurde in zehn Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. in China als Bester deutscher Roman 2006, in Frankreich als Bester ausländischer Roman 2008. Lewinskys jüngsten Romane wurden für die bedeutendsten deutschsprachigen Buchpreise nominiert: Gerron für den Schweizer Buchpreis 2011, Kastelau für den Deutschen Buchpreis 2014 und Andersen für den Schweizer Buchpreis 2016.

 

Der pensionierte Journalist Kurt Weilemann erhält eine rätselhafte Botschaft von einem Kollegen, der kurz darauf stirbt. Weilemann will den Mord aufklären, bekommt es aber zuerst mit der Politik und dann bald mit der Angst zu tun, denn die Leute, die hier offensichtlich einen Mord durch einen weiteren vertuschen möchten, scheinen an entscheidenden Machtpositionen im neuen Staatsapparat zu sitzen. Mächtig genug, dass sie auch ihn verschwinden lassen könnten – und die Wahrheit gleich dazu. 

 

 

"Er war in dem Alter, wo die Redaktionen nur noch anriefen, wenn wieder einer gestorben war, und sie einen Nachruf brauchten. " Sie haben ihn doch noch gekannt", sagten die jungen Schnösel dann am Telefon und hatten so wenig Sprachgefühl, dass sie nicht merkten, wie verletzend dieses "noch" klang. "Die andern aus deiner Generation ", hiess das, "sind schon lang durch den Rost, nur dich hat man vergessen abzuholen."

 

Aus: Der Wille des Volkes, Kriminalroman. Nagel & Kimche

 

 

"Mit viel Witz und Humor treibt Charles Lewinsky seinen Plot vorwärts, verzichtet auf billige Pointen und schafft es, seinen

Spass am Stoff auch auf die Leserinnen und Leser zu übertragen. “ Luzia Stettler, Radio SRF1 Buchzeichen, 21.08.17

 

"Virtuos meistert Charles Lewinsky damit seinen Einstand als Krimiautor." Anne-Sophie Scholl, Berner Zeitung 19.08.17

 

"Charles Lewinsky kann auch Krimi. Und im neuen Roman "Der Wille des Volkes" wird's sogar richtig politisch". Thomas Ribi,

 

 

WERKE (AUSWAHL)

 

   Andersen,  2016 WERKE 

   Kastelan,  2014

   Schweizen, 2013

   Falscher Mao, echter Goethe, 2012

   Gerron, 2011

   Zwei mal zwei, 2011

   Doppelpass, 2009

   Zehnundeine Nacht, 2008

   Einmal Erde und zurück, 2007

   Gipfelkonferänz 2007

   Melnitz, 2006

   Ein ganz gewöhnlicher Jude, 2006

   Johannistag, 2007

   Der Teufel in der Weihnachtsnacht, 1997

   Schuster, 1997

   Der A-Quotient, 1994

   Mattscheibe, 1991

   Galaktische Gartenzwerge, 1985

   Hitler auf dem Rütli, 1984

   

   

   

    AUSZEICHNUNGEN (AUSWAHL)

 

   International Award der Academy Of Television Arts And Sciences (“Emmy”) für „La Pomme“ 1980;

   Chaplin-Preis der Stadt Montreux für „Hotel“ 1983;

   Sieger beim Grand Prix der Volksmusik mit „Das kommt uns spanisch vor“ 1987;

   „Prix Walo“ 1989 für „Traumpaar“ (beliebteste Sendung);

   1994 für „Fascht e Familie“ (Autor);

   1995 für „Fascht e Familie“ (beste Sendung);

   1995 für „Fascht e Familie“ (beliebteste Sendung);

   Preis der Schweizerischen Schillerstiftung für „Johannistag“ 2001

   Tele-Preis 2002

   „Best Foreign Novel“ für „Melnitz“, Foreign Literature Learned Society, Peking 2008

   „Prix du meilleur livre étranger“ für „Melnitz“, Paris 2008;

 

   „Prix Lipp“ für „Melnitz“, Genf 2009

 


Mario Schlembach las u. a. aus seinem neuen Buch "Nebel" das im Otto-Müller Verlag erschienen ist.

Schlembach vermittelte Einblick in sein Schreiben, seine literarische Arbeit, die sich u. a. mit dem Tod, das Beerdigen und seine Auseinandersetzung mit Formen des Dialogs und Monologs. Der Roman "Nebel" ist im Buchhandel erhältlich.

 

 

Lesung mit Mario Schlembach

am Mittwoch 17. Januar 2018 um 18:30 Uhr Türöffnung um 19:30 Uhr die Lesung

Moderation : Elisabeth Boner

 

Mario Schlembach, geboren 1985, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Philosophie und Vergleichende Literatur- wissenschaft an der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Theorien der Autorschaft sowie Thomas Bernhard. Mario Schlembach arbeitete unter anderem als Bestattungshelfer, Buchhalter, Lokalreporter, Postler, Texter, Totengräber. Seit 2012 lebt er als frei- schaffender Künstler in Wien.

 

„Typisch Österreich, Hubert! Nichts da, und selbst was da ist, wird verschandelt.“ Mit diesem Paukenschlag beginnt das Lesevergnügen, beginntdasLamentovon Hedwig,dievielesist,abernochweitmehr hätte werden können, wenn ihr Mann jener Dichter geworden wäre, zu dem sie ihn machen wollte. Doch Hubert schreibt sein „Opus Magnum“ nicht, verweigert sich.

Der erste Roman von Mario Schlembach ist nicht nur eine sprachge- waltige Satire mit viel Wortwitz, die keine Angst vor Klischees hat, sondern auch ein originelles Vademecum für all jene, die Österreich bereits kennen oder erst kennen lernen wollen.

 

„Hubert, du wärst ohne mich nichts gewesen. Erst ich habe dei- nem Hass, deiner Rohheit eine Bühne, ein Ventil gegeben. Ich habe dein Talent erkannt und probiert, dich in die Höhe zu treiben, dich anzustacheln, mit allem, was ich war und hatte. Ich versuchte dich zu reizen, bis du künstlerisch einfach explodieren musstest. Brachte Prozesse der Unterdrückung in Gang, um etwas Grossartiges aus dir herauszubekommen. Der glückliche Künstler schafft nichts. Leiden, Hubert, nur Leiden schafft etwas. Leid und Unterdrückung sind seit jeher der Nährboden der Literatur gewesen. Hubert, ich habe mit aller Entschlossenheit versucht, Hebamme deines Werkes zu sein. Ich habe dich gereizt, dich mit Fragen bombardiert und dich zu Antworten gezwungen.

(...)

Bis heute hatte ich die Hoffnung, dass dich eine Idee trifft, Hubert, und jetzt hat dich der Schlag getroffen. Das wollte ich wirklich nicht.“ 

 

 

Bücher

Dichtersgattin – Otto Müller Verlag, Salzburg 2017

(Video zur Textgenese: https://www.youtube.com/watch?v=pUznnKLa7O4)

Nebel – Otto Müller Verlag, Salzburg März 2018

 

Textinszenierungen

Der Totengräber des STALAG XVII A (2012, multimediales Theaterstück) Into the landscape / Poetry (2013, Ausstellungskatalog / Performance) Nekrolog eines Wahrspielers (2013, Doku-Fiction)

Stiche eines Totengräbers (2014, Performance)

 

Auszeichnungen (Auswahl)

Einladung zu den Werkstatttagen des Burgtheaters (2012)

Dramatik-Stipendium des BMKK (2013)

Paliano-Stipendium des Landes Niederösterreich (2015)

Reisestipendium des Bundeskanzleramts (2016)

Hans-Weigel-Literaturstipendium 2018 (2018) 


Lesung mit Pietro de Marchi (in italienischer Sprache)

am Mittwoch 13. Dezember 2017

Moderation : Barbara Wangler

 

Pietro De Marchi wurde 1958 geboren und ist in Milano aufgewachsen. Seit 1984 lebt er in  Zürich. Er unterrichtet italienische Literatur an den Universitäten Zürich, Neuchâtel und Bern.

Pietro De Marchi schreibt Gedichte und Kurzprosa. Für seinen Gedichtband „Replica“ erhielt er 2007 den Schillerpreis. Für seinen letzten Gedichband „La carta delle arance“ wurde ihm 2016 der Gottfried Keller Preis verliehen.  

 

È uno dei libri più importanti della stagione poetica. Sì, poesie. Che nella voce di Pietro De Marchi, lombardo con docenza universitaria in Svizzera, trovano un registro straordinario di quotidianità.

Carlo Martinelli, Repubblica

 

 

Gedichte sind Ferngläser und Mikroskope in einem. Sie nehmen das Kleinste in den Blick und lehren uns das präzise Sehen. Und sie holen das Entfernte heran vor unser Auge, damit wir im Fremden und Entlegenen einen Teil von uns selbst wiederentdecken. Darin besteht Pietro De Marchis poetische Kunst: Er schaut genau hin, er scheut sich nicht, das Einfache einfach zu benennen und im Kleinen das grosse Ganze sichtbar zu machen.

Roman Bucheli, NZZ

 

Iosif Brodskij diceva che la poesia venuta prima di noi è il nostro patrimonio genetico. Non credo si riferisse ai soli letterati, però nel caso di Pietro De Marchi ciò risulta con particolare evidenza. È cresciuto in una casa piena di libri. Suo padre insegnava lettere classiche in un liceo ed era un lettore vorace e curioso anche dei contemporanei. Ed è proprio la figura del padre, tra l’altro, che nella Carta delle arance spinge l’autore a un ulteriore confronto con i limiti della vita, della memoria e della letteratura stessa. 

Matteo Terzaghi, Literarischer Monat

 

Die Werke von Pietro De Marchi finden Sie hier per Mausklick...


Lesung mit Kathy Zarnegin am Mittwoch, 6. September 2017 um 19:30 Uhr

Moderation: Josef Estermann

 

Teheran, 70er Jahre: Ein junges Mädchen beschließt, Schriftstellerin zu werden, und träumt von Europa. Kaum ist sie aus dem turbulenten Iran im Herzen Europas angekommen, verwandelt sich das neugierige Kind im Schnelldurchlauf in eine Frau, die plötzlich „vor dem Leben“ steht: Wie rasch lerne ich die neue Sprache, wie komme ich an Geld, was mache ich mit meinen Träumen, wo finde ich den, mit dem es sich lieben lässt?

Chaya ist ein Paradiesvogel. Unangepasst, freiheitshungrig, eine Frau, die sich von nichts und niemandem schrecken lässt, ein Großstadtwesen und manchmal sogar ein quittengelber Kanarienvogel. Wie damals „Zazie in der Metro“ streift Chaya abenteuerlustig durch eine Welt, die sich vor ihr in eine wundersame bunte Kugel verwandelt.

Kathy Zarnegin wurde in Teheran geboren und kam mit 15 Jahren in die Schweiz. Sie ist Lyrikerin, Essayistin, Übersetzerin aus dem Persischen, Philosophin und promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie ist Mitbegründerin des Lacan Seminar Zürich und Mitorganisatorin des Internationalen Lyrikfestivals Basel. Chaya ist ihr erster Roman.

 

»Chaya? Ich möchte diesen großartigen Roman nicht verlassen – und ertappe mich dabei, wie ich ihn gleich wieder zu lesen beginne…« Martin Zingg

 

»Chaya: Eine junge Frau erobert die Welt. Und findet sich – und ihre Sprache.« Robert Schindel

 

»Ihr Buch nimmt sehr schnell gefangen. Das liegt natürlich an der fein beobachteten oder präzise erdachten Geschichte dieser jungen Frau. Aber vor allem auch an der sprachlichen Meisterschaft von Kathy Zarnegin. Ihre Sätze und die Sprachbilder scheinen immer haargenau zu passen, verbinden sich zu einer Romanmelodie, die beim Lesenden ein wohliges Gefühl evoziert. Die Dichterin hat ein sehr zartes Gespür für Worte und Sätze.« Heidi Ossenberg, Badische Zeitung

 

»Chayas Gedanken sind präzise, an den pointierten Dialogen nimmt man Teil durch ihre Perspektive, die von einer reizvoll ironischen Distanz geprägt ist.« Iris Meier, Basellandschaftliche Zeitung

 

»Kathy Zarnegin hat einen eindrücklichen, ironisch funkelnden Roman über die Selbstbehauptung einer rebellischen jungen Frau geschrieben, die mit Witz, Charme und Respektlosigkeit unsere Denkgewohnheiten bezüglich des Themas Orient und Okzident aushebelt.« Michael Braun, Neue Zürcher Zeitung

 

»Das ist ein Roman, welchen man einfach in Händen halten und ihn streicheln will, welch eine Erzählerin!« Manuela Hofstätter, lesefieber.ch


 

 

Elisabeth Wandeler-Deck

Burkhard Jahn

 

Gedichte lesen und hören, miteinander

Sprechen und diskutieren

 

Moderation: Marise Lendorff-El Rafil

Mittwoch, 17. Mai 2017 um 19:30 Uhr

 

 

 

falz
falz um falz.
und. jetzt? naja. jetzt. jetzt im.
fall. im fall, jetzt, das rauschen des.
ich bist bin bin. im istfall. bin ja längst alt. ab da das frohe multi. ist bin. na ja knapp. knapp kirschen, beeren, käfer, etc. drum. um drum.

Elisabeth Wandeler Deck

 

Zum Lachen sind die Stunden, die einmal vor Hoffnung lachten,
ach, aller Stunden Ziel ist nur: uns nach dem Leben trachten.

O Zeit, o Lied vom Lebensglück, vom unfassbaren Stöhnen,
O Zeit, des Teufels Meisterstück, uns alle zu verhöhnen.

O Zeit, der Kosmos widerhallt
von Deinem ew’gen Dröhnen. Gleichwohl: o Tod, komm nicht so bald! Ich will doch hier auf Erden,
ich will doch tausend Jahre alt,
will tausend Jahr alt werden!

Burkhard Jahn 

 

 

ELISABETH W ANDELER-DECK (*1939) studierte zunächst an der ETH Zürich Architektur und einige Jahre später an der Universität Soziologie und Klinische Psychologie. Seit 1975/76 widmet sie sich vermehrt ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Mit ihrem anarchischen Schreibansatz öffnet sie sich immer wieder ganz unterschiedliche the- matische Felder. Gekonnt gelingt ihr eine einzigartige Verknüpfung von Text um Musik - im Rhythmus der eigenen Texte ebenso wie bei Lesungen, wenn beispielweise V orleserstimme und Musikinstrumente eine untrennbare Symbiose eingehen.

Neueste Veröffentlichungen:

„Da liegt noch ihr Schal„ (Prosa 2009); „ANFÄNGE ANFANGEN gefolgt von UND“ (Lyrik 2012); „Beharrlicher Anfang – doch doch sie singt“ (Hörstück 2012); „Ein Fonduekoch geworden sein“ (Prosa 2013); „Das Heimweh der Meeresschildkröten – Heterotopien der Nacht“ (Prosa 2015); „arioso – archive des zukommens“ (Lyrik 2016)

Auszeichnungen:

Anerkennungspreis der Stadt Zürich 2012, Basler Lyrikpreis 2013

 

BURKHARD JAHN (*1948) studierte Germanistik, Publizistik und Kunstgeschichte. Nach dem Besuch der Schauspielschule in Hamburg widmete er sich ganz dem Theater. Burckhard Jahn stand unter ande- rem als Hamlet, Oedipus und Mechael Kohlhaas auf den grossen Bühnen Deutschlands (Staatstheater Saarbrücken, Theater der Stadt Bonn, Schaupielhaus Bochum, Hamburger Kammerspiele und viele mehr). Zudem schrieb er Libretti für Musikwerke und veröffentlichte Lyrik, Prosa Feuilleton-Beiträge.

Auswahl Publikationen:

„Himmelblauer November“ (Gedichte 2016)
Im Frühjahr 2017 erscheint der Roman „Der Weg an der Sarca“ im Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra und Wien

Auszeichnungen:

Fachingen Kulturpreis 1987

2. Preis im Ersten Berner Lyrik-Wettbewerb 1997 


Une soirée franco-allemande                                                 Ein deutsch-französischer Abend

 

Lionel Felchlin                                                                                    Gertrud Leutenegger

 

Traducteur rencontre / trifft  Autorin

 

In französischer und deutscher Sprache                 

Moderation: Martine Grosjean

 

Mittwoch, 12. April 2017 um 19:30 Uhr (Türöffnung um 19:00 Uhr)

 

Lionel Felchlin, né à Berne en 1980, concilie traduction et vie d’orchestre après des études de lettres, de traduction littéraire et de musique en Suisse romande. Il a participé au programme franco-allemand Georges-Arthur Goldschmidt pour jeunes traducteurs littéraires en 2013 et à la promotion 2015-2016 de l’École de traduction littéraire du CNL à Paris. 

 

Dernières traductions :

Peter von Matt

La Poste du Gothard ou les états d’âme d’une nation (2015)

Don Quichotte chevauche par-delà les frontières. L’Europe comme espace d’inspiration (2017) 

 

Lukas Bärfuss

Koala (2017)

 

En préparation :

Gertrud Leutenegger

 

Panischer Frühling (à paraître en août)

 

Gertrud Leutenegger

 

Panischer Frühling (à paraître en août)

 

Gertrud Leutenegger, geboren 1948 in Schwyz, veröffentlicht seit 1975 zahlreiche Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke; ein Werk, für das sie vielfach ausgezeichnet wurde.

Sie lebte viele Jahre in der italienischen Schweiz, heute wohnt sie in Zürich.

 

Zuletzt erschienen:

Pomona (2004)

Matutin (2008)

Panischer Frühling (2014)

 

Cette rencontre permettra aux lecteurs francophones et germanophones de prendre conscience des difficultés et des enjeux du processus de la traduction, d’en comprendre les subtilités, de s’immerger dans le monde du traducteur et de partager sa complicité avec l’écrivaine, qui de son côté participe à la transposition de son propre texte dans une autre langue.

 

 

Les lectures d’extraits de son œuvre par Gertrud Leutenegger en allemand suivies de leur traduction par Lionel Felchlin, illustreront le propos en dévoilant la complexité et la beauté du travail sur les langues, ainsi que celles de la littérature.


Mittwoch, 15. März 2017 um 19:30 Uhr 

Andreas Neeser

Modration Ralph Müller

 

Wieder bespricht mich die Kindheit / Im Halbschlaf,

Tagtraum / Vokabeln mit Noten von Gurken und

Lauch, ein paar Krautstiele wachsen mir mundartlich

urlaut / im Gaumen / behauptet die Sprache die Herkunft,

Geruch und Geschmack

 

Aus: Wie halten die Fische die Luft an, Gedichte, 2015

 

Es ist meine verdammte Schuldigkeit, den Weg zurück zu finden in diesen Zustand, den Weg zurück auf die Felsen bei Penn ar Sont, wo Véro im offenen Meer trieb, halb noch an der Oberfläche, halb schon in einer vorläufigen Tiefe. Sie bewegte sich nicht anders als die weichen Wellen, die sie immer weiter mit sich hinausnahmen in die Strömung. Wie selbstverständlich, fast schon Teil einer anderen Natur, trieb sie von mir weg. Zwischen zwei Wassern schwamm mir Véro davon.

 Aus: Zwischen zwei Wassern, Roman, 2014

 

In diesem Roman kehrt der Ich-Erzähler in die Bretagne zurück, zum Felsen, von dem ihm ein Jahr zuvor eine enorme Flutwelle die Geliebte in den Tod gerissen hat. Er selber hat die Attacke des Meers überlebt, die äusseren Wunden sind verheilt, die inneren, offen gehalten durch Schuldgefühle, keineswegs.

 

Ob Andreas Neeser Hochsprache oder Mundart verwendet, Prosa oder Lyrik schreibt: Das Einzige, was helfen kann, Leben gegen den Zugriff der unerbittlich verfliessenden Zeit zu verteidigen, festzuhalten, ist die Sprache in jeder Form und eigenen Ausprägung. Das wird in allen Texten von Andreas Neeser spürbar, besonders eindrücklich in den Gedichten und in diesem Roman.

 

Andreas Neeser, geboren 1964 in Schlossrued, lebt in Suhr bei Aarau. Studium der Germanistik, Anglistik und Literaturkritik an der Universität Zürich. Während 13 Jahren unterrichtete er an der Alten Kantonsschule in Aarau.

Von 2003 bis 2011 Aufbau und Leitung des Aargauer Literaturhauses in Lenzburg. Seit 2012 freier Schriftsteller. Zahlreiche Buchveröffentlichungen in den Bereichen Lyrik und Prosa. Für seine vielfältigen literarischen Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem Prädikat „Lyrik-empfehlung 2016“.

www.andreasneeser.ch

 

 

Veröffentlichungen (Auswahl)

 

Wie halten Fische die Luft an

Gedichte, Haymon, 2015

 

Zwischen zwei Wassern

Roman, Haymon, 2014

 

S wird nümme wies nie gsi isch

Mundartprosa, Zytglogge, 2014

 

Fliegen, bis es schneit

Roman, Haymon 2012

 

Unsicherer Grund

Erzählungen, Haymon 2010

 


Quando la cronaca si fa poesia

Ein Gespräch mit dem Autor Fabiano Alborghetti

 

Mittwoch, 1. Februar 2017 um 19:30 Uhr

 Moderation : Jacqueline Aerne

 

«L'uomo e la sua società stanno morendo per eccesso di realtà; ma d'una realtà privata del suo senso e del suo nome».

Giovanni Testori

20 marzo 1978, sul Corriere della Sera

 

Dire cronaca significa spesso convocare la tragedia, l’orrore, il vuoto. Questi termini, nell’imperfezione che racchiudono, sembrano quasi perfetti: hanno parole, attenzione, sfumature e metafore. Sono impronte di una frattura profonda e per questo apparentemente visibili ma per paradosso, sono l’emblema dell’invisibilità, dell’antipoetico per eccellenza. E come può la poesia occuparsi di cose abbiette?  

Il linguaggio diverso, il linguaggio della poesia, è una minaccia: interroga, confonde il senso d’identità, genera un trauma nella percezione del sé e degli eventi. La poesia a questo occorre: a combattere l’imminenza dell’addio (dal presente e dalle memorie); combatte l’essere raggelati e aiuta a ritrovare la chimica se non della quotidianità perlomeno della complicità con la vita che prosegue nonostante l’attrito.

È quel linguaggio che permette la distanza come la vicinanza: quando scrivo sono per me sullo stesso piano. Entrambe creano e diventano il palcoscenico alla normalità avendo a paragone l’opposto; rendono vivibile e guardabile ciò che è inaccettabile. La poesia è il dettaglio che stabilisce una relazione intima. La poesia, incarnando l’orrore, è l’esorcismo della paura. Io scrivo di chi ha paura, di chi cerca un’identità, di memorie combattenti e dell’oblio; io cerco con le parole il chiaroscuro oppure una carezza affettuosa nelle tonalità di grigio che tutto avvolge; inseguo i corpuscoli come fossero presenze in controluce, filigrane, dispersioni documentali per le quali tento una forma, forse un perimetro, declinazioni per gradienti e scale. Per farlo mi immergo e vivo di persona ciò di cui scriverò. Io cerco il silenzio capace di urlare per dire di chi voce non ha più.

 

 

Fabiano Alborghetti (1970). Ha pubblicato svariate edizioni d’arte, plaquette e le raccolte Verso Buda (2004), L’opposta riva (2006), Registro dei fragili, 43 Canti (2009), L’opposta riva, dieci anni dopo (2013) ed in traduzione integrale Registre des faibles, (tradotto da Thierry Gillyboeuf; Editions d’en bas, Lausanne, 2012) e Directory of the Vulnerable (tradotto da Marco Sonzogni; Guernica Editions, Toronto, 2014). In uscita nel 2017 saranno – per gli stessi editori L’autre rive  e Portraits of Absence. Estratti di sue poesie sono stati tradotti, per riviste ed antologie, in più di dieci lingue. Ha scritto di critica letteraria per riviste e sul web, ha fondato riviste letterarie, creato rubriche dedicate, programmi radio, progetti in carceri, scuole e ospedali. Grazie alla Fondazione Svizzera per le Arti Pro Helvetia e al Dipartimento federale degli affari esteri ha rappresentato la Svizzera e la lingua italiana in numerosi festival nel mondo. L’ultima raccolta si intitola Maiser ed è pubblicata da Marcos y Marcos.

www.fabianoalborghetti.ch


Catalin Dorian Florescu

las aus 

Zaira und Der Mann, der das Glück bringt

 

Mittwoch, 7. Dezember 2016 um 19:30 Uhr

 

Geboren am 27.8.1967 in Timisoara, Rumänien. 1976 erste Ausreise mit dem 

Vater nach Italien und Amerika, aber Rückkehr nach Rumänien. Im Sommer

1982 Flucht mit den Eltern in den Westen. Seitdem wohnhaft in Zürich. Hoch-

schulstudium der Psychologie und Psychopathologie an der Universität Zürich.

Weiterbildung in Gestalttherapie. Seit Dezember 2001 freier, deutschsprachiger Schriftsteller. 

Wichtigste Preise:

Schweizer Buchpreis 2011

Josef von Eichendorf-Literaturpreis 2012 für das Gesamtwerk

Anna Seghers-Preis 2003

Buch des Jahres der Schweizerischen Schiller Stiftung

Viele Auszeichnungen 

Werkjahr der Stadt Zürich 2016

 

Werke: Erzählungen, Kolumnen und Essay 

 Diverse Übersetzungen

Seine Romane :

„Wunderzeit“ 2001

„Der kurze Weg nach Hause“ 2002

„Der blinde Masseur“ 20006

„Zaira“ 2008

„Jakob beschliesst zu lieben“ 2011

„Der Mann, der das Glück bringt“ 2016

„Kaum einer erzählt mit so viel Kraft, Sinnlichkeit, Wärme, mit einem so grossen

Jahrhunderte umfassenden Atem… Was für ein Erzähler! “ Elke Heidenreich

                         *****

Catalin Dorian Florescu liest aus dem Roman

„Zaira“

      Die erste schwindelerregende Reise meines Lebens war jene durch meine Mutter. Als sie mich 

      schleimig und mit  spitzem Kopf in den Armen der Tante sah, rief sie aus:“ Aber das Mädchen ist 

      potthässlich!“ Die Tante beschwichtigte sie, legte die Hände auf meinen Schädel und modellierte 

      ihn vorsichtig. Sie traf es gut. Ich verdanke es ihr, dass mich später alle Männer die ich kennen-

      lernte, bald heiraten wollten. 

„Der Mann, der das Glück bringt“

       An den Ufern Manhattans stand immer irgendwer bereit, der sich ihm anvertrauen wollte: Verzweifelte,

       Müde,Verrückte. Oder jemand, der ihm andere anvertraute, die Opfer eines Überfalls oder einer 

      Kontenregelung. Der Fluss war nicht wählerisch.

       Die Frauen trugen Kleider aus Seide, Samt und Brokat, duftige Stoffe mit Spitzen bedeckt, schwarze 

      Atlasgürtel, Schärpen aus Seidegaze.

 

      Wenn du dort Stiefel putzen oder Zeitungen verkaufen willst, dann spucke keinen Tabak auf die Straße.

 

Die vergangenen Veranstaltungen

BaldWiena FolksWaisen ist ein literarisch–musikalisches Projekt, gegründet in Wien in der Fuhrmannsgasse (8. Bezirk). In und mit dem vom Schriftsteller Heinz D. Heisl gegründeten Projekt arbeiten professionelle Musiker aus verschiedenen Genres – sowohl in der Studioarbeit als auch auf der Bühne – zusammen. Merkmale des Wiener–Liedes vermischen sich mit Elementen des Blues oder des Reggaes (daraus entwickelte sich der Blue-Danubian-Reggae). Das traditionell Bissige und das unvermeidlich Schwarze im Wiener Humor liegt in den Liedern und zugleich aber auch eine Wehmut. Weltferne Volksnähe. Nicht wenige der Lieder verleiten zum Mitsingen und verbieten sich solches aber auch zugleich; weil das Lachen einem urplötzlich im Halse stecken bleibt: beim Kutten-Walter #1 und #2 fällt der Zuhörer, die Zuhörerin unweigerlich von der Katholiken-Schaukel und auch Josef Fritzl und Konsorten schauen durch die Kellerfenster herein.

 

Auf DECCEL Records sind bislang drei CDs erschienen:

2014 WienerLieder für NichtWiener (Restexemplare nur bei der Konzerten erhältlich)

2015 Aus der Wiener Provinz (bereits vergriffen)

2016 (soeben erschienen) Ogfoan; jetzt oder nie (eine 24bit Japan-Pressung / SHM super high material).

Die Musiker: Wie oben erwähnt wechselt die Besetzung bei den Konzerten. Dieser Umstand birgt aber auch eine spannenden Komponente: bei den Konzerte klingen die Lieder immer wieder anders; jede Zusammensetzung entwickelt ihre besonderen klanglichen Reize.

 

Heinz Tobler (Gitarre), Banjo, Mandoline ist unter anderem Gitarrist der Rockabilly-Formation The Stompers, mit denen er auch in Las Vegas auf der Bühne steht oder The New Men zudem spielt er in der Band der chinesischen Sängerin Meng Tian.

Phillipp Moll (Kontrabass), studierte im Liverpool Institut for Performing Arts (Paul McCartney) und ist Mitglied der Gruppe AJ UNITY oder Jütz sowie Martin Dahanukar New Quartet; Veröffentlich seines Solo-Projektes Killerfernandez .

Phillip Ackermann (Kontrabass), spielt u.a. im Jazz-Ensemble des Film-Regisseurs und Schlagzeugers Rolf Lyssy (in der Bar des Hotel Eden au Lac in Zürich). Spielt auch bei Booker B. & The SoulMonks und Rebecca & The Sophisticats; sowie The Bouncing Bits Jazz Band

Hannes Sprenger (Sopran Saxofon) war die eine Hälfte des Duos AkkoSax. Spielt mit dem Tiroler Kammerorchester, ist Mitglied von Ton Art Tirol; ist tätig in der Formation JamScapes sowie dem Blues & Rockprojekt Cry Agent.

Drei Verlage – eine Verlegerin  
Seit 16 Jahren erscheinen im Zürcher Verlag rüffer & rub „Sachbücher zu Fragen, die Antworten verdienen“. Im Zentrum stehen Zeitfragen, Kunst, Kultur und Musik sowie Medizin und Psychiatrie. Der Römerhof-Verlag widmet sich seit seiner Gründung im Jahr 2009 den Biographien aussergewöhnlicher Menschen, die das kulturelle, politische und gesellschaftliche Denken nachhaltig beeinflusst haben. Die Edition 381 bietet noch unbekannten Autoren die Möglichkeit, ihre Werke zu veröffentlichen.

So unterschiedlich die drei Verlage auf den ersten Blick auch scheinen mögen, es verbindet sie die Liebe zum gestalterischen Detail und zur Sprache. Die Handschrift der Verlegerin Anne Rüffer ist unverkennbar. Gemeinsam mit ihrem Team produziert sie Bücher, die zu guten Freunden werden, weil man mit und an ihnen wachsen kann. Sie bereiten Freude, haben Charakter; kurz sie sind echt und ehrlich.

Anne Rüffer ist jedoch nicht nur Verlegerin, sondern auch Autorin. 2014 erschien im Verlag LangenMüller ihr erster Roman „Fräulein Franzen besucht das Glück“. Zudem hat sie zahlreiche journalistische Arbeiten publiziert und Dokumentarfilme realisiert.

Max Lobe

Né à Douala en 1986, Max Lobe grandit dans une famille de 7 enfants. Il arrive en Suisse à l'âge de 18 ans, deux ans après l'obtention de son Bac. À Lugano, il suit des études de Communication et journalisme. Passionné d'histoire et de politique, il suit un Master en Politique et Administration publique à l'Institut des Hautes Etudes en Administration Publique de Lausanne. Il est établi aujourd'hui à Genève.

En 2009 le Prix de la Sorge (prix littéraire de l'Université de Lauranne) lui est remis pour sa nouvelle Le Baccalauréat. En 2011, il publie un récit, L'enfant du Miracle aux éditions des Sauvages. En janvier 2013, 39 Rue de Berne est publié aux éditions Zoé. Un roman où il dépeint avec dextérité la vie des immigrés clandestins dans la fameuse rue de Berne de Genève. Malgré la délicatesse des thèmes abordés : traite des femmes, prostitution, deal de drogues, homosexualité noire, son écriture est empreinte de beaucoup d'humour et d'empathie. En 2014, 39 rue de Berne reçoit le Prix du Roman des Romands (le correspondant suisse du Goncourt des lycéens).

Max Lobe est également l'auteur des romans La Trinité bantoue (2014) et Confidences (2016), tous salués par la critique aussi bien en Suisse que dans toute la francophonie. 

Extrait de « La Trinité bantoue », éd. Zoé 2014, p. 135-6

- Pourquoi tu ne leur dis pas la vérité ? je lui ai demandé ce matin alors que nous étions à la cantine de la clinique San Salvatore.

Elle est restée calme. Sans me prêter aucune apparente attention, elle a continué de manger sa tarte aux pommes. Elle a laissé suspendue ma question dans l'air. Puis elle m'a répondu sur un ton serein.

- Fratellino, ne te laisse pas lécher par qui peut t'avaler.

- Ah, voilà ! J'en étais sûr ! Tu vois le mal partout. Partout !

- Vraiment, je ne peux que te conseiller de prier.

- Prie pour toi-même. La peur n'est pas de Nzambé.

- Que Dieu te donne la sagesse, fratellino.

- Aussi haut que parvienne une chose lancée, c'est toujours ici là par terre qu'elle va finir par tomber.

- Ça c'est quand on a fait l'école du Blanc. Chez nous les Bantous, ça peut caler en l'air.

C'est le dernier argument de taille de Kosambela qui ne voit le monde qu'en noir et blanc. Pour elle, je ne suis plus un pur bantou de souche. Elle dit que je suis trop dilué. Que je suis un Blanc à la peau noire. Elle dit que je suis une noix de coco, alors que je lui demande seulement de dire la vérité aux oncles et aux tantes du Bantouland. Kosambela maintient ses positions. Elle est comme ça ; il est très difficile de la faire changer d'avis. Du coup, avec ceux qui sont restés au Bantouland, on se limitera à dire que tout va bien. Tout ira encore mieux par la grâce de Nzambé. Point barre.

Au Bantouland on dit : il n'y a pas malheur sans bonheur. La maladie de Monga Míngá n'est pas seulement une mauvaise chose pour toute la famille et pour elle-même. Cette situation, aussi triste qu'elle puisse être, apporte quand même un peu de bien dans les rangs.

Leta Semadeni, geboren 1944 in Scuol, Engadin, studierte Sprachen an der Universität Zürich. Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen in Zürich und im Engadin. Arbeitsaufenthalte in Lateinamerika, in Paris, Zug, Berlin und auf Elba. Seit 2005 lebt und arbeitet sie freischaffend in Lavin. Leta Semadeni schreibt vorwiegend Lyrik, romanisch oder deutsch, die sie selbst in die jeweils andere Sprache überträgt, zuletzt In meinem Leben als Fuchs (2010). Ihr Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, 2011 mit dem Literaturpreis des Kantons Graubünden und mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung. Für Tamangur, ihren ersten Roman, erhält sie im Jahr 2016 einen der Schweizer Literaturpreise. 

Christian Haller wurde 1943 in Brugg, Schweiz geboren, studierte Biologie und gehörte der Leitung des Gottlieb Duttweiler-Instituts bei Zürich an. Er wurde u. a. mit dem Aargauer Literaturpreis (2006), dem Schillerpreis (2007) und dem Kunstpreis des Kantons Aargau (2015) ausgezeichnet. Zuletzt sind von ihm die „Trilogie des Erinnerns“ und die Romane „Im Park“(2008) und „Der seltsame Fremde“(2013) erschienen. Er lebt als Schriftsteller in Laufenburg.

Der Künstler als junger Mann – der neue autobiographische Roman des preisgekrönten Autors

Christian Haller erzählt in diesem autobiographischen Roman die Geschichte eines jungen Mannes, der es sich schon seit Kindertagen angewöhnt hatte, den Anforderungen, mit denen er konfrontiert wurde, auszuweichen. Dieses Verhaltensmuster behält er auch in Freundschaften und bei seiner ersten Liebe bei. Er duckt sich lieber unter den Erwartungen weg, als dass er sich ihnen stellt. Im Vermeiden und Ausweichen entdeckt er aber eine Kraft, die ihn weiter tragen wird, als es selbst die ihm nahestehendsten Menschen für möglich gehalten hätten.

Am 19. Juni um vier Uhr nachts wird Christian Haller von einem dumpfen Schlag geweckt. Es dauert einige Zeit, bis er begreift, was dieser dumpfe Schlag bedeutet: Die Terrasse seines Hauses wurde vom Hochwasser des vorbeifließenden Flusses in die Tiefe gerissen. Aber nicht nur sein Haus ist bis in die Grundfesten erschüttert, auch sein Lebensfundament ist mit einem Mal untergraben und zeigt bedenkliche Risse. Diese Einsicht erschreckt den gerade siebzig Jahre alt gewordenen Autor, sie lähmt ihn aber nicht. Er weiß, wie er dem Schrecken begegnen kann – mit Erzählen. Und dieses Erzählen führt in die Tiefen seiner Erinnerung. Im Ton eines großen autobiographischen Romans blickt er zurück auf die Anfänge seines Lebens. Geduldig und mit einem nicht zu überbietenden Gespür für Stimmungen und untergründig sich regende Gefühle erzählt er von sich als Kind, als Schüler und später als Gymnasiast. Von seiner Leidenschaft für das Theater erzählt er, von der ersten Liebe – und von dem unbezwingbaren Hang, den Anforderungen der Wirklichkeiten auszuweichen und sich in Ersatzwelten zu flüchten. Und er erzählt zugleich von der verblüffenden Fähigkeit, sich in diesen Ersatzwelten mit einer Macht einzurichten, dass er in der Realität doch bestehen kann.

Zürich, 08.04.2015 / 19:30 Uhr

Elias Schneitter: Literarischer Club Zürich

 

Elias Schneitter

geboren und aufgewachsen in Zirl/Tirol.

Realgymnasium in Stams.

Anschließend verschiedenste berufliche Tätigkeiten: Büroschreibkraft, Souvenirhandel, Canooing-teacher in Sturgeon Lake - Minnesota, Aufsichtsperson  im Olympiamuseum Innsbruck, Projektleiter im Ho-Ruck, damals ein Sozialhilfsprogramm für Haftentlassene, lange Jahre Mitarbeiter in der staatlichen Sozialversicherung, jetzt frei schaffend.

Mitbegründer und Kurator des internationalen Literaturfestivals "sprachsalz" (www.sprachsalz.com) in Hall Tirol.

Leitung des Kleinverlages "edition-baes" - www.edition-baes.com

 

Erste Publikationen ab 1974, vorwiegend in Literaturzeitschriften  (Fenster, Rampe, wespennest, protokolle, projektil, etc...) und Hörpspiele im Rundfunk. Erste Buchpublikation 1979 (geflügelte worte).

https://www.eliasschneitter.com

Zürich, 22.01.2014 / 19:30 Uhr

Roman Graf: Literarischer Club Zürich

Das glänzend erzählte Psychogramm einer Beziehung

Ein junges Paar bricht zu einer Tour in die Schweizer Berge auf. André und Louise wollen hoch hinauf und scheinen für ihr Abenteuer gut gerüstet. Doch je näher sie dem Gipfel kommen, desto mehr entfernen sie sich voneinander. In seinem neuen Roman spielt Roman Graf mit dem archaischen Motiv der existentiellen Begegnung am Berg. Energie und Willensstärke, aber auch die innere Zerrissenheit des Helden spiegeln sich in einer kraftvollen, gleichwohl poetischen Sprache. 

Moderation: Ralph Müller

Roman Graf, geboren 1978 in Winterthur, arbeitete nach seiner Ausbildung zum Forstwart in verschiedenen Berufen und studierte am Leipziger Literaturinstitut. Für seinen ersten Roman "Herr Blanc" und einen Gedichtband erhielt er zahlreise Preise, unter anderem den Mara-Cassens-Preis 2009 und den Förderpreis des Bremer Literaturpreises 2010. Roman Graf lebt in Berlin.

Amina Abdulkadir und  Edmauro de Oliveira im Literarischen Club Zürich 2015.

http://www.abdulkadir.ch

 

Edmauro de Oliveira

Gitarre

Bachelor in Musik (Hauptfach Gitarre) an der Universität Sao Paulo und Konzertreifediplom an der Hochschule für Musik Winterthur und Zürich. Gewinner verschiedener Preise. Eigene CD und Mitwirkung an Musik- und Filmproduktionen. Konzerte als Solist, Kammermusiker, Lesungen und Ensembles. www.edmauro.com

Gäste waren auch:

Silvia Blatter

Erika Burkart

Magdalena Vogel

Manfred Züfle

Franz Hohler

Hanna Johansen

Hugo Loetscher

Otto F. Walter

Heinz D. Heisl

Frederike Krezen

Mitra Devi

Jürgen Kehrer

Elias Schneitter

Hanspeter Müller-Drossaart

Graziella Rossi und Helmut Vogel

Sandra Lüpkes

Irene Prugger

Alex Capus

Daniel de Roulet

Jürg Beeler

Beat Brechbühl

Catalin Dorian Florescu

Urs Mannhart